Tarifrunde 2019: Die GEW vor Ort ist startklar
Hinter den Kulissen des Stadtverbands Krefeld
Die GEW Krefeld steht in den Startlöchern für die Tarifrunde 2019: Aktionen werden geplant, Treffen koordiniert und Absprachen getroffen. Doch was machen die Tarifkämpfer*innen vor Ort eigentlich genau? Im Interview erklärt Philipp Einfalt, Vorsitzender der GEW Krefeld, was hinter den Kulissen passiert.
nds: Die Tarifrunde 2019 läuft: Wie bereitet ihr euch als Untergliederung darauf vor?
Philipp Einfalt: Neben den (Teil-)Personalversammlungen, die schulformübergreifend oder spezifisch für einige Bereiche angedacht sind, haben Untergliederungen schon früh begonnen, kreative Ideen zu sammeln. Die Arbeitgeberseite Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) wird sicher nicht nach einem einfachen Hinweis auf notwendige Verbesserungen im Tarifvertrag bereit sein, unsere Forderungen zu erfüllen. Streikcafés, hausinterne Versammlungen der tarifbeschäftigten Kolleg*innen in den Schulen, Vorbereitung von Aktionen in den Verhandlungswochen – und letztendlich eine Bereitschaft zum Streik wecken – all das ist notwendig, wenn die Tarifrunde 2019 erfolgreich sein soll. Das ist immer eine arbeitsintensive, aber spannende und mehr noch sehr wichtige Zeit.
Die öffentlichen Kassen hatten bereits zur Jahresmitte einen Überschuss von mehr als acht Milliarden Euro, Geld ist also genug da. Deshalb muss sich auch unsere Landesregierung für eine Verbesserung des Tarifvertrags einsetzen. Gerade in Zeiten des Lehrkräftemangels gilt: „Beruf wertschätzen – Lehrkräfte gewinnen!“ Damit die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Länder Anschluss halten an die Lohnentwicklung in anderen Branchen, fordert die GEW eine Erhöhung der Entgelte um sechs Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. In der Tarifrunde soll neben einer Entgelterhöhung auch die Weiterentwicklung der Entgeltordnung zum Tarifvertrag der Länder (TV-L) verhandelt werden.
Wie geht die GEW Krefeld Schritt für Schritt vor?
Für uns ist der erste Schritt, die Forderungen und die Termine zu diskutieren und daraus mit den Beschäftigten Ideen für Aktionen abzuleiten. Im zweiten Schritt setzen wir uns mit den umliegenden Untergliederungen in Verbindung, um Absprachen zu gemeinsamen Aktionen zu treffen und ein Vorgehen zu koordinieren. Denn nur zusammen sind wir stark!
Danach mobilisieren wir unsere Beschäftigten. Das funktioniert gut, wenn wir uns vor Ort vernetzen. Der klassische Weg über Vertrauensleute und Einladungen per Post ist möglich, erfahrungsgemäß funktioniert der Austausch über Messengerdienste aber auch schnell und effektiv. Telefonnummern werden meist nur über einen persönlichen Kontakt ausgetauscht. Wenn Kolleg*innen wieder andere Kolleg*innen motivieren, entsteht ein Schneeballsystem.
Im vierten Schritt treffen wir uns vor Ort, um die (Streik-)Aktionen genauer zu besprechen, gegebenenfalls Plakate zu gestalten und das Streikcafé zu organisieren. Nun muss noch die Pressearbeit gemacht werden und dann kann es losgehen: Entweder starten wir eine eigene Aktion oder wir treffen uns im Streikcafé, um die Listen zu unterschreiben und dann gemeinsam zur zentraleren Kundgebung zu reisen.
Welche Aufgaben machen euch besonders viel Spaß?
Die gesamte Vorbereitung macht Spaß, aber sie ist doch zumindest recht aufwendig und wir müssen viel Zeit investieren. Neben dem Job kann das auch belastend sein. Die größte Herausforderung ist es, unsere Mitglieder zum Mitmachen zu motivieren. Wir klären auch durch Öffentlichkeitsarbeit auf, dass Beschäftigte, die in ihrer Arbeitszeit viel Aufwand in den Beruf stecken und Überstunden leisten, in Tarifzeiten für eine bessere Ausgestaltung ihrer Arbeitsplätze, ihrer Arbeitsbedingungen, ihres Arbeitslebens – also für sich – kämpfen.
Wie unterscheiden sich die Tätigkeiten je nach Tarifrunde?
Vom Prinzip ist das Vorgehen bei allen Tarifrunden ähnlich. Unterschiedlich ist aber die Power, die Motivation und der Kampfgeist bei den unterschiedlichen Beschäftigungsgruppen. Hier sind unsere Mitarbeiter*innen im Sozial- und Erziehungsdienst besonders herauszustellen!
Wünschenswert wäre, dass der Informationsfluss zu den Untergliederungen reibungslos funktioniert, sodass alle wissen, wer was zu erledigen hat. Zeitaufwendige zentrale Treffen müssen minimiert und eine elektronische Vorbereitung befeuert werden. Eine Cloud könnte eine gute Lösung sein, in der ein Coworking der Untergliederungen stattfände.
Die Fragen stellte Jessica Küppers.
Foto: iStock.com / Orbon Alija
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