Kooperativ, engagiert, vorbildlich, kompetent

Schulleitungspersönlichkeit

Schulentwicklung, Personalführung, Management und Organisation und pädagogische Expertise – das Aufgabenspektrum von SchulleiterInnen ist enorm. Was bedeutet eigentlich gute Schulleitung? Und welche Rahmenbedingungen braucht sie?

Auf der Schulleitungskonferenz der GEW NRW 2011 hat Landesvorsitzende Dorothea Schäfer die Eigenständigkeit des Berufs „Schulleitung“ betont und in der Folge sind manche Forderungen im Hinblick auf Professionalisierung und Zeitressourcen auch dank des Engagements der Bildungsgewerkschaft erfüllt worden. In diesem Rahmen und durch Schulleitungsfortbildungen und Eignungsfeststellungsverfahren inhaltlich mitgestaltet sucht und findet jede Leitungsperson ihren eigenen Stil, der natürlich von der Schulform, dem Schulstandort und dem Schulprofil geprägt wird. Da es weder ein ministeriell verordnetes noch ein wissenschaftlich gesichertes Leitbild gibt – auch in der GEW gibt es hier keine allgemeinen Beschlüsse –, kommt es wesentlich auf die Persönlichkeit und die Motivation der Schulleitungspersonen an. Aus den Gremien-diskussionen und Konferenzen lassen sich jedoch einige gewerkschaftliche Leitlinien und Schwerpunkte der Tätigkeit ableiten.

Schulentwicklung vorantreiben

Schulleitung gestaltet und ermöglicht die für die jeweilige Schule anstehenden Entwicklungsprozesse, die sich aus den bestehenden oder neu hinzukommenden Herausforderungen ergeben – zum Beispiel aufgrund fachlicher Kompetenzen, einer veränderten SchülerInnenschaft oder technischer Entwicklungen. Dies erfordert immer wieder eine umfangreiche Kommunikation, um eine sinnvolle und zukunftsweisende kooperative Leitung umzusetzen. In einer demokratischen Schule, die der Schulleitungsausschuss der GEW NRW für gesellschaftlich zwingend hält, sind sowohl andere FunktionsträgerInnen als auch die Kollegien sowie Eltern und SchülerInnen in je angepasster und angemessener Form einzubeziehen.
Hierfür bedarf es einer auf den konkreten Bedarf ausgerichteten Fortbildung, die finanziell dauerhaft abgesichert sein muss, sowie der Fähigkeit, die Prozesse anzuregen und zu einem erfolgreichen Ende zu bringen – vor allem bei allen Beteiligten in der notwendigen Zeit. Neben den möglichen Fortbildungstagen, die nur auf das Kollegium ausgerichtet sind, muss die alltägliche Arbeitsbelastung so gehalten sein, dass SchulleiterInnen sich auf langfristigere Gesprächs- und Fortbildungsprozesse mit Eltern und SchülerInnen einlassen können.

Personalentscheidungen treffen

Schulleitung entscheidet mit der vorgesehenen Kommission und unter Einbeziehung aller Gremien sowie des Lehrerrats über die Stellenausschreibung und Besetzung und später auch über die Aufgabenverteilung und in Teilen über mögliche Beförderungen als ein wesentliches Element der personalen Schulentwicklung. Sie weiß um die je persönlichen berufsbezogenen Situationen der Beschäftigten an der Schule und hat über die Klassenleitungen Zugang zu den diesbezüglichen Informationen der SchülerInnen und Eltern. Sie berät mit diesen gemeinsam über berufliche Perspektiven oder die weitere schulische Entwicklung. In kleineren Systemen wie den Grundschulen ist der Umgang mit den SchülerInnen sicher direkter als in großen Gesamtschulen, Gymnasien oder Berufskollegs, wo diese Aufgaben nur in einem Team geleistet werden können.
Hierfür bedarf es einer langfristigen LehrerInnenausbildungsstrategie des Landes, die auf Basis der verfügbaren statistischen Daten rechtzeitig Werbung für den Lehrberuf macht und somit qualifizierten und engagierten Nachwuchs heranführt. Gefordert ist zudem eine landesweite Steuerung, um eine annähernd gleichmäßige Versorgung aller Schulen zu erreichen. Leider zeichnet sich im Personalbereich der LehrerInnen eine Periode der zumindest schulform- und fachspezifischen Unterversorgung ab, da die Landesregierung bestimmte strukturelle Entwicklungen wie die Verlängerung der Studienzeit im Grundschulbereich und die kurzfristigen Personalerfordernisse der Beschulung geflüchteter Kinder und Jugendlicher nicht antizipiert hat. Schulen, die unterbesetzt sind, keine FachlehrerInnen in bestimmten Fächern erhalten oder keine Vertretungen finden, arbeiten nur an der Schadensbegrenzung und haben keine Ressourcen für langfristigere Projekte.

Management gestalten

Schulleitung gestaltet zusammen mit den Gremien und anderen Funktionsträgern das Management an der Schule im Hinblick auf die organisatorischen, räumlichen und finanziellen Aufgaben, die sie an der Schnitt-
stelle zwischen Schulaufsicht und Schule sowie zwischen Schulträger und Schule wahrnimmt. Sowohl die rechtlich vorgegebenen Beratungs- und Informationsabläufe – zum Beispiel für die Schullaufbahn – als auch die räumliche und sächliche Ausstattung – zum Beispiel mit Medientechnik – haben einen erheblichen Einfluss auf das Lernen der SchülerInnen sowie auf die Arbeitsbedingungen und -zufriedenheit der Lehrkräfte.
Hierfür bedarf es einer fachkundigen personellen Unterstützung, die die alltäglichen Prozesse in der Verwaltung, im Elternkontakt und in der Elterninformation, der Gebäudebetreuung und der Technikwartung übernehmen kann. In der Praxis wird dies beispielsweise bei der Computerausstattung durch die Aufteilung der Verantwortlichkeiten in äußere und innere Schulangelegenheiten erschwert. Die Beschäftigung einer Verwaltungsassistenz, die auch allgemeine Büroaufgaben übernehmen würde, könnte hier eine zukunftsweisende Lösung sein und wieder mehr LehrerInnen in den Unterricht bringen.

KollegInnen beraten und beurteilen

Schulleitung berät und beurteilt KollegInnen bei der Durchführung von Unterricht und sollte deshalb auch auf dem aktuellen Stand der Unterrichtsentwicklung sein. Am besten gelingt das, wenn man selbst regelmäßig Unterricht gestaltet. Zudem bleibt so der wünschenswerte unmittelbare Kontakt mit den SchülerInnen und mit den fachlichen Wurzeln erhalten, der immer noch eine wesentliche Motivation für die berufliche Tätigkeit darstellt.
Hierfür bedarf es der regelmäßigen Fortbildung über aktuelle unterrichtliche Konzepte, über Beurteilungsverfahren und die Schwerpunkte der LehrerInnenausbildung.

Schulklima pflegen

Schulleitung engagiert sich verantwortungsvoll für die eigene Schule und das Schulklima, indem sie dieses in Zusammenarbeit mit den anderen schulischen Gruppen nach innen entwickelt und nach außen im Kontakt mit außerschulischen Partnern vertritt. Hierzu gehört auch die Formulierung eines kooperativen Erziehungskonzepts, das die Eltern einbezieht und weiterbildet.
Hierfür bedarf es einerseits der Unterstützung durch die städtische und sonstige Zivilgesellschaft sowie der fachkundigen Beratung durch weiteres pädagogisches Personal – zeitliche und personelle Ressourcen vorausgesetzt.

Schulleitung attraktiv halten

Zusammenfassend ist Schulleitung eine spannende und hochwirksame, dienende Aufgabe in Schule, die an vielen Stellen nicht genügend mit Zeit und Ressourcen ausgestattet ist. Gleichzeitig gibt es ungerechtfertigt hohe Besoldungsunterschiede zwischen den Schulformen. Hier muss das Land gegensteuern, um nicht die gutwilligen und engagierten KollegInnen abzuschrecken, die es zum Glück überall gibt.

Stephan Mertens, Leitungsteam des Ausschusses für Schulleitung der GEW NRW

Fotos: blackred, LIVINUS / istockphoto.com

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