Abschied vom Landesvorsitz der GEW NRW: Danke, Doro!
Erfolgreicher Stabwechsel bei der Bildungsgewerkschaft
Nach neun Jahren als Vorsitzende der GEW NRW verabschiedet sich Dorothea Schäfer aus dem aktiven Berufsleben – und auch aus ihrem Amt bei der Bildungsgewerkschaft. An welche Momente erinnert sie sich besonders gern? Und was kommt jetzt? Drei Fragen an Dorothea Schäfer von ihrer Nachfolgerin Maike Finnern.
Maike Finnern: Wenn du auf deine Zeit als Vorsitzende zurückblickst: Auf welchen Erfolg bist du besonders stolz?
Dorothea Schäfer: Erfolge der GEW sind ja nie allein das Verdienst der Vorsitzenden. Da wirken alle zusammen: die stellvertretenden Landesvorsitzenden, die hauptamtlichen Referent*innen, vor allem unsere GEW-Kolleg*innen in den Gremien und vor Ort. Bei allen bedanke ich mich ganz herzlich für die tolle Unterstützung und Wertschätzung. Vom ersten Tag meiner Amtszeit an habe ich mich unterstützt und getragen gefühlt. Kritische und fordernde Rückmeldungen haben mir genauso bei meiner Aufgabe geholfen.
Aber zu deiner Frage: Die damalige schwarz-gelbe Landesregierung hatte 2007 die Mitbestimmung der Personalräte massiv beschnitten. Nach dem Regierungswechsel 2010, der mit meinem Start als Landesvorsitzende zusammenfiel, haben wir gemeinsam mit der GdP, ver.di und dem DGB für eine Reform des Landespersonalvertretungsgesetzes (LPVG) gekämpft. Mit vielen Mitteln, auf unterschiedlichen Ebenen, mit hohem Einsatz – am Ende verabschiedete die rot-grüne Landesregierung 2011 ein reformiertes LPVG mit deutlich verbesserter Mitbestimmung und besseren Arbeitsbedingungen für die Personalräte. Das wirkt bis heute positiv für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst des Landes. Ein Erfolg der GEW, wobei ich nicht verschweigen will, dass es trotzdem eine große Enttäuschung war, dass die Abschaffung der örtlichen Personalräte bei den Schulämtern für die Förderschulen und Hauptschulen nicht korrigiert wurde.
Maike Finnern: Gibt es ein Thema, das dich als Vorsitzende die ganze Zeit begleitet hat?
Dorothea Schäfer: Von Beginn an bis heute war es die Tarifpolitik, insbesondere der fehlende Eingruppierungstarifvertrag für tarifbeschäftigte Lehrkräfte, sozialpädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte für besondere Aufgaben an Hochschulen. Ich war ganz zu Beginn meiner Amtszeit sofort einbezogen in die kleine Verhandlungskommission auf Bundesebene, die für den Eingruppierungstarifvertrag gekämpft hat – mit vielen Beratungen, Gesprächs- und Verhandlungsterminen in und vor vielen Tarifrunden. Auch nach der Unterzeichnung des Tarifvertrags zur Eingruppierung 2017 war und ist das Thema natürlich nicht beendet. Ich übergebe es jetzt an dich als meine Nachfolgerin.
Gleichermaßen hat mich das längere gemeinsame Lernen begleitet, für das ich aus meiner persönlichen Berufsbiografie heraus brenne. Sechs Jahre nach meinem Berufsstart als Lehrerin bin ich vom Gymnasium zur Gesamtschule gewechselt und habe selbst erlebt, dass keineswegs am Ende der Grundschule feststeht, welchen Abschluss ein*e Schüler*in erreichen kann. Deswegen habe ich mich auch gefreut, dass seit 2010 nach einer massiven Blockade in den Jahren vorher sehr viele neue Gesamt- und Sekundarschulen gegründet worden sind.
Maike Finnern: Wie geht es jetzt für dich weiter? Was hast du dir vorgenommen?
Dorothea Schäfer: Ich freue mich darauf, die Souveränität über meine Zeit zurückzubekommen und nicht mehr so viele Stunden in Zügen oder im Auto zu verbringen, um die vielen Termine in NRW und bundesweit wahrzunehmen. Ich freue mich darauf, auch mal während der Woche Theater oder Konzerte zu besuchen. Und leider haben sich meine sportlichen Aktivitäten auf die Urlaubszeit beschränkt – das werde ich ändern und als erstes meine Fahrräder vom Staub befreien. Mein Klavier hat mich auch vermisst und mein großer Garten lockt mich nach draußen.
Aber ich bin kein Mensch, der von jetzt an nur Freizeitaktivitäten plant. Ich werde mich weiter politisch engagieren – gegen Rechts, gegen Diskriminierung und Ausgrenzung, für mehr Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit. Insofern passt das Motto unseres Gewerkschaftstags auch gut zu meinem neuen Lebensabschnitt: Vielfalt bereichert.
Foto: A. Schneider, A. Etges
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