Ausbildung 4.0
Berufskollegtag von GEW und DGB NRW
Arbeiten in der Smart Factory, wohnen im Smart Home. Die Kommunikation von Menschen, Maschinen und Ressourcen im Internet der Dinge und Dienste verändert die Arbeitswelt und damit die Ausbildung. Die Wirkungen der Digitalisierung auf die Zukunft der beruflichen Bildung war eines der zentralen Themen des Berufskollegtages der GEW und des DGB am 10. Mai 2016 in Marl.
Um Ausbildungsperspektiven für junge Leute zu schaffen und Fachkräftesicherung zu erreichen, müsse sich das System der dualen Ausbildung angesichts der Digitalisierung entwickeln, so Arbeitsminister Rainer Schmeltzer. Nur so könne es „den Veränderungen der Ökonomie, der Arbeitswelt und des technischen und technologischen Wandels gerecht werden.“ Auch wenn Rainer Schmeltzer und mit ihm andere die duale Ausbildung als zentralen Schlüssel zur gesellschaftlichen Teilhabe herausstellen, wird für die Berufstätigen der Zukunft ständige Weiterbildung notwendig sein, führt Dr. Daniela Ahrens von der Universität Bremen aus.
Neue Arbeitsformen, neue Kompetenzen
In Ansätzen gibt es sie schon, die Ausbildung 4.0 mit einer Workflow-bezogenen Zuordnung der Kernberufe, systemorientiert und auf branchenübergreifende Zusammenarbeit angelegt. Im April 2016 haben Wirtschaftsverbände und die IG Metall eine Sozialpartnervereinbarung zur Überprüfung der Industrie-4.0-relevanten Ausbildungsberufe abgeschlossen, um sie an die neuen Anforderungen anzupassen. Fachliche Kompetenz muss sich in fachübergreifenden Situationen bewähren, damit steigen die Komplexitäts-, Abstraktions- und Problemlösungesanforderungen, so Daniela Ahrens. Für ausbildende Unternehmen und für Berufskollegs ergeben sich daraus Rekrutierungs- und Passungsprobleme: Der Akademisierungstrend ist ungebrochen, während die mittleren Führungskräfte meist aus Aufstiegsfortbildungen kommen. Unbesetzten Ausbildungsstellen stehen unversorgte Jugendliche gegenüber. Bei dem Konzept der Arbeit 4.0 stehe nicht der Mensch im Mittelpunkt, sondern die Verzahnung von Technik / Organisation und individuellen Fähigkeiten. Neue Arbeitsformen bedingen einen Wandel der Lernprozesse in Aus- und Weiterbildung, bilanziert Ahrens.
Schulen digital ausstatten
Baden Württemberg plant für 6,5 Millionen Euro die Einrichtung von 15 Lernfabriken 4.0 mit Azubi-Cloud und Tablets. Die nordrhein-westfälische Landesregierung hingegen sieht die Schulen in NRW bereits jetzt für die digitale Zukunft gerüstet. Das beurteilt die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer anders: „Das stimmt für viele Schulen nicht – weder in Bezug auf die Ausstattung noch im Hinblick auf die Unterstützung für die KollegInnen.“ Die Ausstattung der einzelnen Schule hänge oft von der Finanzkraft der Kommune oder des Fördervereins ab.
Aber es hakt nicht nur bei der technischen Ausstattung und dem Know-how, auch andere Probleme sind ungelöst: Digitale Vertretungspläne zum Beispiel sind zweifelsohne praktisch, der Datenschutz muss aber klar geregelt sein. Auch für den Arbeitsplatz Schule werde, so Schäfer, die Abgrenzung zwischen Arbeit und Freizeit noch einmal schwieriger.
Sabine Flögel
Leitungsteam der Fachgruppe Berufskolleg der GEW NRW
Illustration: eatcute / fotolia.com
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