Lebendige Gewerkschaft: Vielfalt bereichert!
Vielfalt leben in der Bildungsgewerkschaft
Das Motto „Vielfalt bereichert!“ haben wir nicht nur für den Messeauftritt der GEW NRW bei der diesjährigen Bildungsmesse didacta in Köln gewählt, es ist auch das Leitmotiv für unseren Gewerkschaftstag im Mai 2019.
Nachdem wir zuletzt „Bildung gegen Spaltung“ als Maxime für den Gewerkschaftstag ausgesucht hatten, wird in diesem Jahr mit dem Fokus auf Vielfalt erneut unsere Grundhaltung sichtbar: Wir zeigen deutlich, wie wir in dieser Gesellschaft Gewerkschaft sein wollen.
GEW NRW – eine Gewerkschaft mit ausreichend Profil?
Natürlich haben wir als Tarif- und Bildungsgewerkschaft klare Forderungen für die verschiedenen Bildungsbereiche von der frühkindlichen Bildung in der Kita über die Schule sowie den offenen und gebundenen Ganztag, die Jugendhilfe und die Erwachsenenbildung bis hin zur Hochschule mit ihren wissenschaftlich Beschäftigten und Studierenden. Eindeutige, unmissverständliche Forderungen, die sowohl die Bildungspolitik als auch die Arbeitsplätze und Tarifverträge betreffen. Klare Forderungen nach Chancengleichheit unabhängig von der Herkunft.
Warum haben wir uns trotzdem für ein eher allgemeines Motto entschieden? Für die GEW NRW ist „Vielfalt bereichert!“ das Prinzip, nach dem wir als Gewerkschaft agieren angesichts der zunehmenden Spaltung unserer Gesellschaft in Arm und Reich, angesichts zunehmender Ausgrenzung von Menschen anderer Nationalität, anderer Religion oder Weltanschauung, verschiedener sexueller Orientierung oder unterschiedlicher Familienmodelle.
Vielfalt als Motor gesellschaftlichen Fortschritts
In Zeiten eines erstarkenden Rechtspopulismus bis hin zu offenem Rassismus und Antisemitismus sowie vielfältigen Formen „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ wie sie der Soziologe und Erziehungswissenschaftler Wilhelm Heitmeyer beschreibt, bekennt sich die GEW eindeutig zur positiven Wirkung von Vielfalt als wichtiger Grundlage für unser Handeln. Wir wollen nicht schweigend zusehen, wenn sich das gesellschaftliche Klima verändert. Wir wollen nicht schweigend zuhören, wenn die Diskriminierung von Minderheiten in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen ist. Wir sind davon überzeugt, dass wir als Gewerkschafter*innen unsere Stimme für die Ausgegrenzten erheben müssen. Wir wollen, dass Kinder und Jugendliche gemeinsam leben und lernen, auch wenn die Voraussetzungen verschieden sind. Wir wollen, dass es keine frühe Sortierung in Schubladen gibt, wenn Kinder und Jugendliche einen besonderen Förderbedarf haben oder die deutsche Sprache noch lernen müssen. Stereotype in Bildungsmedien – zum Beispiel die Geschlechterrollen betreffend – müssen ersetzt werden durch eine vielfältige, bunte Darstellung, die nicht separiert, sondern zeigt, wie bereichernd diese Vielfalt ist.
GEW NRW vielfältig aufstellen und neu denken!
Die GEW NRW hat auch selbst noch Handlungsbedarf und muss sich kritischen Fragen stellen: Finden sich die unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen in unseren Gremien wieder? Lassen wir zu, dass Jüngere verantwortlich Aufgaben übernehmen, ohne dass die Älteren ihnen zu geringe Sachkenntnis unterstellen? Ist unser Ausschuss für Migration, Diversity und Antidiskriminierung unser Feigenblatt für diese Themen? Sind wir bereit, GEW NRW neu zu denken, auch wenn wir dafür liebgewordene Gewohnheiten aufgeben müssen? Es ist ein weites Handlungsfeld, dem wir uns in der Zukunft verstärkt widmen müssen, aber ich bin sicher, dass die GEW NRW für die neue Legislaturperiode gut aufgestellt ist, denn: Vielfalt bereichert – unsere Gesellschaft, aber auch die Bildungsgewerkschaft.
Dorothea Schäfer
Vorsitzende der GEW NRW
Foto: iStock.com / GMVozd
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