Zusammenarbeit neu gestalten

LOGINEO NRW: Digitalisierung in Schule

Online-Anmeldung für das neue Schuljahr, digitale Klassenbücher und  Übersichten über Hausaufgaben, Tafeldienst und Vertretungsplan. Netzwerkanschlüsse, Beamer, Laptops und Dokumentenkameras in allen Klassenräumen. So gelangt die Berufsrealität ins Klassenzimmer. Was für die eine Schule bereits Wirklichkeit ist, ist für eine andere noch ein weiter Weg. Was manche Lehrkräfte als gute technikunterstützte Arbeit empfinden, wirkt auf andere noch wie ein Bedrohungsszenario. Mit LOGINEO NRW hat das Schulministerium zusammen mit den Kommunalen Spitzenverbänden ein weiteres Projekt für eine landesweite digitale Infrastruktur auf den Weg gebracht.

Den Kern von LOGINEO NRW bildet eine einheitliche NRW-weite Benutzerverwaltung, über die alle IT-Anwendungen in der Schule erreicht werden können. Dabei kommt man mit einer einzigen Nutzerkennung und einem Passwort aus („single sign on“). LOGINEO NRW speichert diese und die anderen schulischen Daten ausschließlich auf vertrauenswürdigen Servern kommunaler IT-Dienstleister innerhalb von Nordrhein-Westfalen, unter Umgehung von privaten Providern, Internetdienstleistern oder Clouddiensten wie Facebook oder Dropbox. So entsteht ein landesweit verlässlicher, standardisierter und sicherer digitaler „Vertrauensraum“ für die Schulen in NRW, wie ihn der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen und die Personalvertretungen schon lange fordern.

Sichere Kommunikation und transparente Planung

Alle Lehrenden erhalten einheitliche schulbezogene E-Mail-Adressen, die eine sichere digitale Kommunikation gewährleisten und die datenschutzrechtlich fragwürdige Nutzung privater Accounts bei GMX und Co endlich überflüssig machen. LehrerInnen bekommen für ihre unterrichtliche Arbeit, für die Zusammenarbeit im Kollegium und für alle Organisa-tionsaufgaben geschützte Dateiordner, in denen sie – vergleichbar mit dem Filehosting-Dienst Dropbox – Inhalte wie Protokolle oder Unterrichtsmaterialien mit KollegInnen teilen können.
Ein digitaler Terminkalender für alle Lehr-kräfte unterstützt das gemeinsame Arbeiten und bietet Transparenz und Organisationssicherheit in der Schulgemeinde. Hier lassen sich Stundenpläne, Dienstbesprechungen und Konferenzen für einzelne KollegInnen abbilden, es können aber auch Kalender übereinandergelegt werden, um die Terminplanung von Fachschaften oder Arbeitsgruppen zu vereinfachen. Ebenso können Kalender klassenweise geführt werden.
Die „learn:line NRW“ wird in LOGINEO NRW integriert und liefert direkten Zugang zu 25.000 verfügbaren Medien, für die die Schule die Rechte hat. Auch die Materialien von EDMOND und alle vom Schulministerium im Rahmen der Fortbildungsinitiative NRW erstellten Materia-lien sind hier verfügbar. Denkbar ist auch, die Bibliotheksbestände von öffentlichen Bibliotheken abzubilden. LOGINEO NRW wird damit die offizielle Schnittstelle des Landes für alle digitalen Produkte des Schulmarktes.

Nutzungsszenarien und Finanzierung

LOGINEO basiert vollständig auf einer Webtechnologie, alle Berechtigten können es von jedem Endgerät – sei es der PC in der Schule oder zu Hause oder ein Mobilgerät wie Smartphone oder Tablet – über einen Internetbrowser nutzen. LOGINEO NRW ist bereits seit 2012 pilothaft in 350 Schulen im Einsatz. Auf Basis der Rückmeldungen wurden für die jetzt folgende landesweite Einführung einige Anpassungen vorgenommen. Die Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen als Kommunale Spitzenverbände haben dem Projekt zugestimmt. Auch die Personalvertretungen begrüßen das Projekt, haben allerdings Bedenken, dass die notwendigen personellen und infrastrukturellen Rahmenbedingungen vor Ort noch nicht gegeben sind. Die GEW-Personalräte begleiten den Prozess der Einführung von LOGINEO NRW und bieten gern Unterstützung.
Bis 2017 wird das Land allen LehrerInnen an öffentlichen Schulen und genehmigten Ersatzschulen den Zugang zu LOGINEO NRW ermöglichen. In den einzelnen Schulen gibt es dann je nach Entscheidung von Schulträger und Schule folgende Möglichkeiten:

  • Das gesamte Schulpersonal nutzt LOGINEO.
  • Ein Teil des Schulpersonals nutzt LOGINEO.
  • Auch die SchülerInnen nutzen LOGINEO.

Während die Finanzierung für die Bereitstellung und Nutzung von LOGINEO NRW durch Lehrkräfte dauerhaft durch das Land NRW erfolgt, müssen die Kommunen und die Träger von genehmigten Ersatzschulen die erweiterte Bereitstellung für die SchülerInnen selbst beauftragen und finanzieren. Ob und in welchem Umfang sie dazu bereit sind, lässt sich noch nicht absehen. Bisher haben etwa 300 Schulen eine Beauftragung ausgesprochen. Voraussetzung ist ein moderner Browser auf den vorhandenen PCs in der Schule und ein Internetzugang mit ausreichender Bandbreite. Für die Nutzung durch SchülerInnen entstünden jährlich Kosten von circa 300,- Euro für Grundschulen, 600,- Euro für weiterführende und knapp 1.000,- Euro für Berufsschulen – das entspricht etwa einem Euro pro SchülerIn.

Arbeitsabläufe verbessern

Selbst wenn nur die Lehrkräfte einer Schule LOGINEO nutzen, ergeben sich bereits Veränderungen in den Arbeitsabläufen: Das zentrale E-Mail-System ermöglicht die Versorgung mit allgemeinen oder persönlichen Informationen durch die Schulbehörde oder die Schulleitung. Technisch bislang getrennte Einzelsysteme wie ein schulischer Maildienst, das Moodle-Lernsystem, Raum- oder Ressourcenbuchungssysteme, Dateiserver oder Log-in zu elektronischen Medien können eingebunden oder ersetzt werden. Auch Material aus der Lehrerfortbildung, das rechtlich auf die Benutzung durch Lehrende beschränkt ist, kann hier zur Verfügung gestellt werden. In der Nutzung in Klassen und mit SchülerInnen kann die Lehrkraft ihre Aufgaben und Vorbereitungsschritte für den Unterricht an die SchülerInnen versenden, im Unterricht verteilte oder erstellte Dokumente in die Dateiablage legen.

Grundfragen und Vorüberlegungen

Wenn die  Schule über die betrieblichen Nutzungskonzepte von LOGINEO NRW entscheidet, sollte zunächst ein arbeitsorganisatorisches beziehungsweise pädagogisches Konzept erarbeitet werden: Welche Rolle spielt die E-Mail-Kommunikation im Unterricht? Werden Hausaufgaben elektronisch bearbeitet? Können Lehrkräfte selbst entscheiden, ob und wann sie welche E-Mails beantworten? Werden persönliche Kalender zur gemeinsamen Planung freigegeben? Gibt es schulische Richtlinien hierzu? Grundfragen wie diese sollten in einer Dienstvereinbarung festgehalten werden, die auch das datenschutzkonforme Verhalten der Beteiligten bei Zugriff von privaten Endgeräten regeln sollte.
Doch was ist zu tun, wenn die IT-Ausstattung einer Schule ungenügend ist? Wie kann sie verbessert werden? Nach der gültigen „Vereinbarung zwischen dem Land und den Kommunalen Spitzenverbänden in NRW über die Arbeitsteilung bei der Wartung und Verwaltung von Computerarbeitsplätzen, Multimediaeinrichtungen und Netzwerken in Schulen“  von 2008 müssen Schulen eine ausreichende Anzahl an Computerarbeitsplätzen für die unterschiedlichen Nutzungsansprüche vorhalten, zum Beispiel in Computerräumen, Medieninseln, Medienecken in Klassenräumen oder in Selbstlernzentren. Die Ausstattung mit Computernetzwerken ist primär Aufgabe des Schulträgers, sie ist jedoch auf die spezifischen Nutzungsansprüche einer jeden Schule abzustimmen.
Hier schließt sich auch die Frage an, ob, wie und in welchem Umfang persönliche Geräte von Lehrkräften oder SchülerInnen angebunden werden dürfen. Dieses sogenannte „Bring your own device“ wird in vielen Betrieben bereits praktiziert. Auch in den öffentlichen Verwaltungen nutzen mittlerweile knapp 50 Prozent der Beschäftigten private Laptops, Smartphones oder Tablets für dienstliche Aufgaben. Lehrkräfte tun dies auch, in der Regel zu Hause. Eine gute Voraussetzung für die Nutzung in der Schule wäre ein schulweites WLAN und eine gemeinsame Einführung der Lehrkräfte in die Nutzung von LOGINEO NRW, um Hemmschwellen zu überwinden. Auch SchülerInnen sind nicht grundsätzlich „digital natives“; ihnen wurde nie beigebracht, wie sie mit Smartphones arbeiten können. Gemeinsames Lernen mit digitalen Medien bleibt Erziehungsauftrag unter Nutzung der schulischen Angebote wie dem Medienkompass NRW.
Wie kann schließlich die Betreuungskapazität an den Schulen – etwa durch Medienbeauftragte – fortentwickelt und an die infrastrukturellen Erfordernisse von LOGINEO angepasst werden? Bei Konzeption, Aufbau und Wartung von Computernetzwerken unterscheidet man zwischen First-Level-Support – hier: durch die Schule – und Second-Level-Support – hier: durch die Schulträger. Entscheidend ist, dass die Medienbeauftragten der Schule als First-Level-Support ausreichend qualifiziert werden, ein schulisches Medienkonzept entwickeln, die Lehrkräfte in der Nutzung der Technik beraten, einen ordnungsgemäßen Systemzustand gewährleisten und kleinere Störungen beheben. Hierfür wäre ein Umfang von einer Entlastungsstunde pro 20 Rechner zu kalkulieren, so die Empfehlung der Gesellschaft für Informatik. Die erforderliche Fortbildung wird durch die Medienberatung NRW angeboten. Der Second-Level-Support durch die Kommune umfasst Aufstellung, Einrichtung, Verkabelung und Reparatur der Geräte und Netzwerke sowie das Sicherheitskonzept für das Internet. Die zentrale Bereitstellung der Basis-IT-Infrastruktur LOGINEO NRW durch kommunale IT-Dienstleister kann dabei Aufwände für die Konzipierung und Umsetzung eigener Ansätze reduzieren und damit Personal entlasten.

Klaus-Dieter Heß
Technologieberatungsstelle beim DGB NRW e. V.

Fotos (v. o. n. u.): andersphoto / fotolia.com, anyaberkut / fotolia.com

 

Fortbildungsinitiative

Schule online – Lernen in der digitalen Welt

LOGINEO NRW ist Teil der Initiative „Schule online – Lernen in der digitalen Welt“ des Landes NRW. Diese umfasst:

  • den Medienpass NRW, mit dem SchülerInnen an 1.700 Grundschulen und 500 weiterführenden Schulen dokumentieren, welche Medienkompetenzen sie in der Schule erworben haben und Lehrkräfte Anregungen für die Einbindung in den Unterricht erhalten.
  • die Entwicklung digitaler Lernmittel, zum Beispiel digitaler Schulbücher wie mBook NRW für den Geschichtsunterricht und BioBook für den Bio-logieunterricht.
  • die MedienberaterInnen in den 53 Kompetenzteams für die Lehrerfortbildung NRW, die mit ihrem Angebot „Lernmittel und Medienberatung“ die Schulen bei der Entwicklung von fachbe-zogenen Lernmittelkonzepten unterstützen.
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