Kinderleicht von der Kita in die Grundschule

Bildungsübergang gestalten

Mit dem Ende der Kitazeit und dem Übergang in die Grundschule entsteht eine besondere Schnittstelle in der Bildungsbiografie. Damit dieser Wechsel möglichst reibungslos funktioniert, hat das Bildungsbüro im Kreis Herford das Netzwerk KiTa & Co aufgebaut. Auf diese Weise arbeiten Erzieher*innen und Grundschullehrkräfte stärker zusammen und setzen gemeinsame Projekte um. Ein Modell, das Inspiration für andere Städte und Kreise in NRW sein könnte.

Die Bildungsregion Kreis Herford bietet eine breitgefächerte Zusammensetzung verschiedener Bildungseinrichtungen und Akteure, die im Austausch und Miteinander an der Entwicklung und dem Ausbau der Bildungslandschaft beteiligt sind. Als Geschäftsstelle der Bildungsregion steht das Bildungsbüro des Kreises Herford nicht nur als Ansprechpartner zur Verfügung, sondern koordiniert die verschiedenen Bereiche entlang der bildungsbiografischen Schwerpunkte. Besonders die Bildungsübergänge stehen dabei im Fokus und werden mit dem Ziel eines reibungslosen und chancengleichen Ablaufs in Zusammenarbeit mit allen regionalen Partnern gestaltet.   

Reibungslose Übergänge für mehr Chancengleichheit 

Bildungsübergänge sind bedeutende Schnittstellen in der Biografie. Angefangen im frühsten Kindesalter, über den Besuch der Kita als erste Bildungsstätte, den Übergang in die Grundschule und somit den Eintritt in das schulische Bildungssystem, über die Wahl der weiterführenden Schulform bis hin zum Übergang in die Ausbildung oder das Studium und die damit verbundene Entscheidung über die berufliche Laufbahn. Jede dieser Schnittstellen beeinflusst die Biografie junger Menschen in einem Ausmaß, das zum gegebenen Zeitpunkt für Kinder und Eltern kaum vollständig zu erfassen ist. Um in diesen bedeutenden Übergängen gleiche Chancen für alle Kinder und Jugendlichen zu schaffen, arbeitet das Bildungsbüro mit vielen verschiedenen Bildungseinrichtungen im Kreis Herford in Arbeitsgruppen, Projekten und Programmen gemeinsam an einer möglichst reibungslosen Gestaltung.

Herausfordernder Wechsel von der Kita in die Grundschule

Besonders der Übergang von der Kita in die Grundschule ist für viele Kinder eine große Umstellung, die sowohl furchteinflößend als auch aufregend und schön sein kann. An diesem Punkt setzt das Bildungsprogramm KiTa & Co an, das 2005 im Auftrag des Kreises Herford und der Carina Stiftung als Projekt des Bildungsbüros ins Leben gerufen wurde. Das Programm sollte zur Sicherstellung der optimalen Förderung, des nachhaltigen Lernerfolgs und der erfolgreichen Persönlichkeitsentwicklung von Kindern beitragen. Dazu mussten dauerhafte Netzwerkstrukturen systematisch aufgebaut und die institutionelle Trennung zwischen dem Vorschul- und dem Schulbereich aufgehoben werden. Vor allem das besondere Netzwerk zeichnet KiTa & Co bis heute aus. Die Stärkung und Verknüpfung der bis dahin getrennten Bildungsbereiche für einen kontinuierlichen, anschlussorientierten Entwicklungsprozess wurde somit das zentrale Ziel des Projekts.
Bestätigt wurde dieses Ziel auch durch die wissenschaftliche Begleitung der Universität Bielefeld, an der unter anderem Prof. Dr. Klaus Hurrelmann beteiligt war, der die wissenschaftliche Schirmherrschaft innehatte.
Aufgrund der vielseitigen Netzwerkarbeiten konnte das Bildungsbüro auf gute Vernetzungsstrukturen zwischen Schulaufsichten, Schulen und Jugendhilfeträgern zurückgreifen und diese um Kooperationen mit den Kitas im Kreis Herford erweitern. So startete KiTa & Co mit zwölf Kitas und sechs Grundschulen aus insgesamt vier Kommunen in die erste Projektphase.    

Projektgruppe koordiniert Kommunikation und Planung

Die Kommunikation mit allen Beteiligten übernahm eine strategische Arbeitsgruppe, die unter anderem eine Jahresplanung sowie inhaltliche Zielsetzungen festlegte. In der ersten Projektphase umfassten die Ziele vor allem den Aufbau eines Qualifizierungsprogramms mit Hilfe externer Referent*innen, die Bildung von Netzwerkclustern innerhalb der beteiligten Kommunen sowie die Vorstellung des Projekts in den Kitas und Grundschulen.
In den Qualifizierungsangeboten wurden Leitungskräfte und Fachkräfte beider Institutionen gemeinsam geschult, sodass Lern- und Erfahrungsräume entstanden, die einen wichtigen Beitrag zur Verzahnung der Bildungsarbeit darstellten. Dieses Verfahren sollte sich in den kommenden Jahren zu einem festen und funktionalen Prinzip entwickeln, das die Netzwerkarbeit des Projekts KiTa & Co in besonderem Maße prägt. Um für die entstandenen Netzwerke eine bessere Anbindung an die Jugendhilfe und vor allem an die Kitabedarfsplanung zu gewährleisten, wurde KiTa & Co 2008 dem Jugendamt zugeordnet.

Elternarbeit ist ein wichtiges Standbein des Programms

Der Ausbau der Netzwerke und Cluster blieb dabei das zentrale Ziel und bildete die Grundlage für institutionsübergreifende Projekte und Programme. Doch die Ergebnisse und Erfolge dieser Arbeit konnten die Kinder nur schwer ohne die aktive Einbindung der Eltern in die Gestaltung der Bildungsbiografie erreichen. Deshalb nahm die Elternarbeit in dem wachsenden Projekt einen zunehmend höheren Stellenwert ein und KiTa & Co initiierte im Verlauf der zweiten Projektphase die ersten standortübergreifenden Bildungs- und Elternforen. Im Anschluss an die Fachtage für die Fachkräfte wurde das thematische Wissen in den Abendstunden auch den Eltern vermittelt. Auf diese Weise sicherte KiTa & Co nicht nur eine möglichst hohe Teilnahme seitens der Erziehungsberechtigten, sondern förderte gleichzeitig den Austausch und Kontakt zwischen den Erziehungspartner*innen, aus dem viele entscheidende Impulse für die Übergangsgestaltung hervorgingen.

Aufbau eines stabilen Netzwerks für die gesamte Bildungskette    

Mit dem Ziel, KiTa & Co in allen Kommunen des Kreises zu vernetzen, blieb der Ausbau von Erziehungspartnerschaften, Netzwerken und Kooperationen das signifikante Merkmal des Projekts. Das Ziel wurde erreicht: Zum Auftakt der vierten Kooperationsphase bildete KiTa & Co mit 79 beteiligten Kitas, 35 Grundschulen und drei Förderschulen in allen Kommunen des Kreises Herford eine stabile, system- und trägerübergreifende Kooperation. Damit gelang 2015 der Schritt vom Projekt zum dauerhaften und nachhaltigen Bildungsprogramm, dessen inhaltliche Ausrichtung sich vor allem auf die Verbesserung der Netzwerkstrukturen sowie auf die Bildungs- und Erziehungspartnerschaften und individuelle Förderung bezog.     
Um noch bessere Vernetzungsstrukturen zu schaffen, suchte das frisch entstandene Bildungsprogramm die Nähe zu weiteren Netzwerken entlang der bildungsbiografischen Schwerpunkte. So kehrte KiTa & Co 2016 ins Bildungsbüro des Kreises Herford zurück, wo sich neben der Übergangsgestaltung von der Schule in die Ausbildung und von der Grundschule in die Sekundarstufe I nun mit der Begleitung des Übergangs von der Kita in die Grundschule das letzte Glied in der Bildungskette schloss. Die Rückführung bedeutete jedoch nicht nur die feste Anbindung an die Aktivitäten entlang der Bildungskette, sondern auch eine ganzheitliche Anpassung an die Netzwerkstrukturen der Bildungsregion Kreis Herford. Infolgedessen wurde im Frühjahr 2018 ein Kitaleitungsforum etabliert. Damit wird das Ziel verfolgt, den ganzheitlichen, themenspezifischen Austausch und die Bildung von Netzwerken und Arbeitsgruppen zu fördern.

Gemeinsames Kulturprojekt lässt Freundschaften entstehen

Kulturelle Bildung spielte seit der Gründung des Netzwerks KiTa & Co eine wichtige Rolle. Im Schuljahr 2016 / 2017 wurde das erste Projekt, gefördert vom Land NRW und von der Carina Stiftung, unter dem Titel „Ein Koffer voller Ideen“ in 14 beteiligten Kitas und Grundschulen sehr erfolgreich umgesetzt. Erfolgreich vor allem deshalb, weil nicht nur die kreative Kraft der Kinder in ihrer Zusammenarbeit mit sechs engagierten Künstler*innen zum Vorschein kam, sondern auch erste Freundschaften entwickelt und Brücken in die zukünftigen Grundschulen gebaut wurden. Damit bildet das Projekt zur kulturellen Bildung bis heute einen Meilenstein in der Übergangsgestaltung von der Kita in die Grundschule.

Familienbegleiter*innen für gelingende Elternarbeit

Als weiteres Projekt konnte 2016 über die Kooperation mit dem Verein Education Y das familY-Programm umgesetzt werden. Dadurch gelang es, eine stabile Bildungs- und Erziehungspartnerschaft auf- und auszubauen.
In der Ausbildung zur*m familY-Begleiter*in bekommen Fachkräfte hilfreiche Instrumente für eine gelingende Elternarbeit an die Hand. Die Teilnehmer*innen lernen in den Qualifizierungskursen unter anderem mehr über die Interaktion zwischen Familien, Kindern, Kita beziehungsweise Grundschule, schulische Mitwirkungsmöglichkeiten und die Selbstständigkeit des Kindes. „Das familY-Programm ist eine tolle Ergänzung zu den Angeboten von KiTa & Co zum Thema Elternarbeit“, sagt Kristina Hellweg, Projektleiterin von KiTa & Co.

KiTa & Co als feste Instanz

Mittlerweile ist die fünfte Kooperationsphase des Bildungsprogramms gestartet und 125 Institutionen sind Teil des Netzwerks – 38 Grund- und Förderschulen sowie 87 Kitas. Berührungsängste zwischen den beiden Bildungs- und Erziehungsprofessionen gibt es kaum noch. Daran hat KiTa & Co einen erheblichen Anteil, da das Bildungsprogramm die beiden Professionen immer wieder zusammenbringt.    
Damit ist das Bildungsprogramm heute, 14 Jahre nach seiner Etablierung im Bildungsbüro, als feste Instanz in der Bildungslandschaft angekommen und steht kennzeichnend für gelingende Netzwerkarbeit als Prädikator für einen guten und sicheren Bildungsübergang im Kreis Herford.


Christina Altenbernd
Leiterin des Bildungsbüros des Kreises Herford

Selina Miernik
Pädagogische Mitarbeiterin im Bildungsbüro

Fotos: iStock.com / FluxFactory, martin-dm
Illustration: GoodStudio / shutterstock.com

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