Gewerkschaft wirkt.

Gewerkschaftstag 2016: Anträge und Kandidat*innen

Vom 21. bis 23. April 2016 versammeln sich 400 Delegierte aus dem Land, den Städten und Regionen in der Bielefelder Stadthalle, um den Landesvorstand der Bildungsgewerkschaft in NRW neu zu wählen und die politischen Leitlinien für die nächsten Jahre zu bestimmen. Neben Dauerthemen wie Tarifpolitik und Inklusion greift das Antragspaket diesmal auch brandaktuelle Debatten auf: Bildung für Geflüchtete und Digitalisierung stehen auf der Agenda.

Tarifpolitik und Arbeitszeit

Der Leitantrag des GEW-Landesvorstandes zur Tarifpolitik fordert eine gerechte Bezahlung der tarifbeschäftigten Lehrkräfte sowie die Aufwertung des Berufsbildes für den Sozial- und Erziehungsdienst. Besonders gegenüber den angestellten Kolleg*innen gilt es deutlich zu machen, dass die GEW NRW nicht lockerlassen, sondern sich weiter für ihre Interessen einsetzen wird. Um die Kampffähigkeit der Bildungsgewerkschaft zu stärken, soll die Tarifarbeit auf allen Ebenen der Organisation verankert und ausgebaut werden.
Darüber hinaus fordert der Landesvorstand eine deutliche Reduzierung der wöchentlichen Unterrichtsverpflichtung und die Abschaffung der ungleichen Unterrichtsverpflichtung im Sekundarstufenbereich. Die Arbeitszeit aller Beschäftigten im Bildungsbereich soll auf 38,5 Wochenstunden bei vollem Lohn- und Personalausgleich verkürzt werden.

Menschenrecht auf Bildung

Im bildungspolitischen Leitantrag fordert die GEW NRW die Aufnahme und Integration der geflüchteten und schutzsuchenden Menschen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Zu einem menschenwürdigen und selbstbestimmten Leben gehört auch die Sicherstellung des Menschenrechts auf Bildung. Dazu bedarf es weit größerer Anstrengungen und mehr Ressourcen als die Landesregierung bisher zu finanzieren bereit war.

Digitalisierung der Bildung 

Die Digitalisierung der Arbeits- und Lebenswelt entwickelt sich in einem enormen Tempo. Der Leitantrag stellt dazu fest, dass angesichts der rasanten Entwicklung nicht alle Schritt halten und gleichermaßen Anteil daran haben. Die Gefahr der digitalen Spaltung verschärft sich. Deshalb fordert die GEW NRW: Der Umgang mit der digitalen Welt muss in allen Bildungsbereichen für alle gelernt und die Chancen auf eine kreative und produktive Beteiligung in der digitalen Gesellschaft müssen ermöglicht werden. Das bedeutet auch, dass die technischen Voraussetzungen in Form von digitalen Medien in allen Bildungseinrichtungen kostenfrei vorhanden sind.
Der Einsatz digitaler Medien am Arbeitsplatz darf die Gesundheit der Beschäftigten nicht gefährden und nicht zur Ausweitung ihrer Arbeitszeit führen. Die Verfügbarkeit über die Beschäftigten muss deutlich eingegrenzt werden. Nicht nur die Chancen, sondern auch die Gefahren betont der Antrag.

Inklusion absichern

Inklusion kann nur gelingen, wenn die personellen und finanziellen Ressourcen ausreichend zur Verfügung stehen; immer wieder hat die GEW NRW darauf hingewiesen. Diese Forderung zielt nicht nur darauf ab, die Chancen der Schüler*innen abzusichern, sondern auch darauf, die Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten. Kleine Lerngruppen, reduzierte Arbeitszeit, Doppelbesetzung im Unterricht und multiprofessionelle Teams – ohne diese Bedingungen ist Inklusion zum Scheitern verurteilt. Auch dazu liegt den Delegierten ein Leitantrag vor.

Satzung anpassen

Die Satzung der GEW NRW entspricht in einigen Passagen nicht mehr den Erfordernissen und Gegebenheiten der Zeit. Neben kleineren Änderungen schlägt der Landesvorstand dem Gewerkschaftstag eine Verlängerung der Wahlperiode von drei auf vier Jahre vor. Mehr Kontinuität, mehr Professionalität und eine bessere Planung politischer Vorhaben und Projekte, also ein Gewinn für die Arbeit, verspricht sich der Landesvorstand davon.
Ein neu einzurichtender Landesausschuss ersetzt die Untergliederungsversammlung. Er erhält beratende Aufgaben bei grundsätzlichen Fragen der Politik des Landesverbandes und hat Antragsrecht gegenüber dem Landesvorstand. Dem Landesausschuss gehören neben den Mitgliedern des Landesvorstandes die Vorsitzenden der GEW vor Ort an. Auf diese Weise soll die Teilhabe an der gewerkschaftspolitischen Meinungs- und Willensbildung verbreitert und die Verbindlichkeit der Gewerkschaftsarbeit erhöht werden.

Fritz Junkers
Mitglied der Antragskommission der GEW NRW

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Dorothea Schäfer
ist Gesamtschullehrerin, geboren 1954, und stellt sich zum dritten Mal zur Wiederwahl als Vorsitzende der GEW NRW. Seit 1978 ist sie GEW-Mitglied. Von 1993 bis 2010 war Dorothea Schäfer Vorsitzende des Hauptpersonalrats Gesamtschulen. Sie engagiert sich in verschiedenen Gremien auf Landes- und Bundesebene. Von 2007 bis 2010 war Dorothea Schäfer stellvertretende Landesvorsitzende der GEW NRW, seit 2010 ist sie Landesvorsitzende.

„Die GEW NRW ist auf einem guten Weg, Interessenvertretung für Beschäftigte in allen Bildungsbereichen und für alle Altersgruppen zu sein – darin muss sie weiter gestärkt werden. Zur Organisationsentwicklung der GEW NRW gehört für mich sowohl die Gewinnung von neuen, jungen Mitgliedern als auch die Mitgliederbindung.
Der Einsatz für mehr Bildungsgerechtigkeit in der frühkindlichen, der schulischen und außerschulischen Bildung, in der Hochschule und der Weiterbildung wird weiter ein Schwerpunkt meiner Arbeit sein. Dazu gehört der Kampf für bessere Tarifverträge, für eine bessere Bezahlung und für bessere Arbeitsbedingungen für alle Beschäftigten. Die Belastungen in allen Arbeitsbereichen sind gestiegen und gefährden oft die Gesundheit. Ich möchte mich einsetzen für einen Arbeits- und Gesundheitsschutz, der diesen Namen verdient. Bei allen Themen spielt die Bildungsfinanzierung eine große Rolle. Die besonderen Herausforderungen in Kitas, Schulen und Weiterbildungseinrichtungen bei der Umsetzung der Inklusion und der Integration geflüchteter Menschen können nur bewältigt werden, wenn die Rahmenbedingungen deutlich verbessert werden. Dafür setze ich mich ein.“

 

Maike Finnern
ist Realschullehrerin und zweite Konrektorin, Jahrgang 1968, und stellt sich zur Wiederwahl als stellvertretende Landesvorsitzende der GEW NRW. Mitglied der Bildungsgewerkschaft ist Maike Finnern seit 1999. Seit 2012 ist sie Listenführerin im Hauptpersonalrat Realschulen. Sie engagiert sich in verschiedenen Gremien auf Landes- und Bundesebene sowie für die Frauen im DGB. Seit November 2011 ist Maike Finnern stellvertretende Landesvorsitzende der GEW NRW.

„Die GEW ist im Spannungsfeld zwischen Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik aktiv. Es bleibt mir ein wichtiges Anliegen, mehr Chancengleichheit und weniger Selektion in allen Bereichen der Bildung zu erreichen. Besonders die Umsetzung der Inklusion und die Beschulung von Geflüchteten und Zugewanderten sind Herausforderungen in Kitas, in Schulen und Hochschulen sowie in der Weiterbildung. Die Ressourcen dafür reichen bei Weitem nicht aus. Eine bessere Bildungsfinanzierung ist notwendig. Gute Bildung braucht gute Arbeitsbedingungen. Dafür und für eine gerechtere Bezahlung der Tarifbeschäftigten brauchen wir eine starke GEW. Der Generationenwechsel in der GEW, die Gewinnung und Aktivierung junger Mitglieder ist eine Aufgabe, für die ich mich auch in den kommenden Jahren einsetzen werde.“

 

Sebastian Krebs 
ist Lehrer am Berufskolleg, geboren 1959, und stellt sich zur Wiederwahl als stellvertretender Landesvorsitzender der GEW NRW.Der Tarifbeschäftigte ist seit 1979 Mitglied der Bildungsgewerkschaft. Im Bezirkspersonalrat Berufskolleg im Regierungsbezirk Düsseldorf ist er seit 2008 aktiv und engagiert sich zudem in verschiedenen Gremien auf Landes- und Ortsebene. Seit 2013 ist Sebastian Krebs stellvertretender Landesvorsitzender der GEW NRW.

„Tarifpolitisch ist noch eine Menge zu tun. Die GEW NRW konnte noch immer keinen Tarifvertrag abschließen, der die Benachteiligungen Tarifbeschäftigter annähernd ausgleicht. Darüber hinaus sind die Themen Inklusion und die Integration der Geflüchteten die Herausforderungen der nächsten Jahre. Vor diesem Hintergrund müssen gute Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Arbeits- und Gesundheitsschutz und natürlich auch das Streikrecht für die beamteten KollegInnen auf die Tagesordnung der GEW NRW. Eine ordentliche Bildungsfinanzierung passt mit der derzeitigen prekären Beschäftigung in allen Bildungsbereichen nicht zusammen. Auch ist die durch Arbeitsverdichtung bedingte Belastung aller pädagogisch Arbeitenden nicht länger hinnehmbar. Deshalb möchte ich mich erneut für gute Arbeitsbedingungen für alle KollegInnen einsetzen.“

 

Christian Peters 
ist kaufmännischer Lehrer an einem Berufskolleg, Jahrgang 1976, und stellt sich zur Wiederwahl als Kassierer der GEW NRW. Der gelernte Bankkaufmann und Wirtschaftswissenschaftler war von der Ausbildung bis zum Referendariat Mitglied der ÖTV /ver.di. 2003 wechselte er in die Bildungsgewerkschaft. Er ist Mitglied des Bezirkspersonalrats Berufskolleg im Regierungsbezirk Arnsberg sowie des Hauptvorstands der GEW. Seit 2008 ist Christian Peters Kassierer der GEW NRW.

„Meine Aufgabe ist die Kassen- und Vermögensverwaltung der GEW NRW mit der Durchführung und Kontrolle des Zahlungsverkehrs, der Planung der Liquidität und Geldanlage, der Haushaltsplanung, der Rechnungslegung und Aufstellung der Bilanzen. Ich trage Verantwortung für die Mitgliederpflege, -bindung, -neugewinnung und somit für die gesamte Mitgliederentwicklung. Insgesamt möchte ich dazu beitragen, dass die GEW NRW weiterhin und langfristig einen Mitgliederzuwachs verzeichnen kann und es gelingt, dass die GEW ihren Organisationsgrad ausbaut. Eine hohe Kampfkraft und ein hoher Organisationsgrad bedingen sich gegenseitig und müssen deshalb gefördert werden."

Fotos: beeboys / Fotolia.com

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