Parteiencheck: Digitalisierung im Bildungssektor

Landtagswahl 2017

Digitalisierung gehört zu den zentralen Wahlkampfthemen aller Parteien. Unumstritten ist es, dass digitale Bildung in Schule, Hochschule und Erwachsenenbildung gestärkt werden muss. Doch welche Inhalte gehören für die Parteien dazu? Wie wollen sie Digitalisierung finanzieren? Wie steht es um den Datenschutz? Und haben sie die Beschäftigten im Blick?

DIE LINKE: Digitalisierung als Aufgabe aller Bildungsbereiche

DIE LINKE meint, dass digitale Angebote intuitiv nicht nutzbar seien. Den verantwortungsbewussten Umgang mit Medien müssen Kinder und Jugendliche deshalb erlernen. In der Schule müsse Medienbildung stärker vermittelt werden, dazu zählen Medienkritik, Medienkunde und Mediengestaltung. Datenschutz und Privatsphäre, Cybermobbing und Netiquette sowie digitale Bürger*innenrechte und Demokratie in Zeiten des Internets gehören auf die Agenda.DIE LINKE ist der Auffassung, dass die Vermittlung von Medienkompetenz nicht auf die Schule beschränkt werden darf. Sie muss auch an den Hochschulen und in der Weiterbildung berücksichtigt werden.DIE LINKE fordert eine Verbesserung des Landesdatenschutzgesetzes. Es soll unter anderem ein Recht auf Anonymität im Internet und Kontrolle über die eigenen Daten geben, der Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit soll gestärkt werden. Mit allen staatlichen Stellen soll eine standardisierte, sichere Ende-zu-Ende-verschlüsselte Kommunikation ermöglicht werden.

SPD: Digitale Teilhabe ermöglichen

Die SPD verweist auf ihr Leitbild „Lernen im Digitalen Wandel“ und ihr Investitionsprogramm „Gute Schule 2020“, das zwei Milliarden Euro Investitionsvolumen für bessere Schulgebäude vorsieht und unter anderem für  Breitbandausbau in Schulen sorgen will. Für die SPD ist es Ziel, die Teilhabe am digitalen Leben zu ermöglichen sowie mehr Fachkräfte für den digitalen Wandel zu gewinnen. Digitale Kompetenz und kritische Mediennutzung seien wichtige Voraussetzungen für ein selbstbestimmtes Leben.Für den Hochschulbereich verweist die SPD auf die Allianz „Wirtschaft und Arbeit 4.0“, die die Digitale Hochschule NRW zum zentralen Projekt der Digitalisierungsstrategie der Hochschulen in NRW weiterentwickeln soll.Die SPD will sich auf Bundesebene für eine Arbeitsversicherung einsetzen, die Weiterbildung, Erholungsphasen und Sicherheit in einer digitalen Arbeitswelt ermöglicht. Datenschutz und Datensicherheit sind in der digitalen Welt ein hohes Gut.

CDU: Digitale Grundbildung für alle

Die CDU strebt an, Nordrhein-Westfalen zum „digitalen Bildungsland Nummer 1“ zu machen. Sie ist der Auffassung, dass digitale Grundbildung für alle und die Stärkung digitaler Exzellenz nötig seien. Sie will die Kompetenzen der Schüler*innen im kritischen Umgang mit digitalen Medien und Informationen fördern und möchte Kindern und Jugendlichen grundständige IT-Kenntnisse durch zeitgemäßen Informatikunterricht vermitteln. Dazu ist die digitale Fort- und Weiterbildung der Lehrer*innen erforderlich.Studienfächer und duale Ausbildungen müssen nach Auffassung der CDU an die Digitalisierung angepasst werden und in deren Lehrplänen berücksichtigt werden.Für die CDU hat Sicherheit in einer global vernetzten Welt einen hohen Stellenwert. Hierzu zählen ihrer Ansicht nach der Schutz persönlicher Daten sowie sensibler IT-Infrastrukturen. Beim Schutz persönlicher Daten haben Nutzer*innen eine hohe Eigenverantwortung – vor diesem Hintergrund will die CDU die individuelle Kompetenz im Umgang mit den neuen Kommunikationsmedien stärken.

Die GRÜNEN: Fortbildungsoffensive für digitale Kompetenz 

Die GRÜNEN wollen „Schulen zu Lernräumen  (...) machen, die auf ein Leben (und Arbeiten) in der durch Digitalisierung geprägten Welt vorbereiten“. Digitale Medien, digitale Infrastruktur, Cloud-Dienste, Medienpädagogik, Informatik und Qualifizierung seien als Einheit zu denken und Querschnittaufgabe aller Schulformen. Der Weg zur digitalen Kompetenz zukünftiger Gesellschaften erfordere eine außerordentliche Fortbildungsoffensive für die aktiven Lehrkräfte und eine Anpassung der Ausbildung zukünftiger Lehrer*innen und Erzieher*innen. Schulen sollen flächendeckend mit digitalen Endgeräten ausgestattet und die Kommunen als Schulträger dafür aktiv unterstützt werden. Digitale Medien sollen im Rahmen der Lernmittelbereitstellung und -beschaffung anerkannt werden.Die GRÜNEN möchten auch weiterhin, dass Studierenden ihre Unterlagen für Lehrveranstaltungen digital zur Verfügung gestellt werden. Die Auswirkungen der Digitalisierung sollen wissenschaftlich begleitet werden.Die GRÜNEN verweisen beim Thema Datensicherheit auf die Idee eines Medienpasses NRW. Im Bereich der Medienkompetenz sollen Themen wie Datenschutz, das Recht auf informationelle Selbstbestimmung, sensibler Umgang mit persönlichen Informationen in sozialen Netzwerken und digitale Bedrohungen nachhaltig behandelt werden. 

FDP: Investitionsstau auflösen

Die FDP meint, dass die Chancen der Digitalisierung in den Schulen endlich aktiv genutzt werden sollen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Um dem riesigen Investitionsstau entgegenzuwirken, schlägt sie vor, in den nächs-ten fünf Jahren insgesamt 1.000,- Euro pro Schüler*in in die Ausstattung der Schulen mit moderner Technik zu investieren, zum Beispiel in Breitbandanschlüsse, WLAN, Tablets, Notebooks, IT-Wartung und -Service. Außerdem soll die Digitalisierung auch in der berufsschulischen Ausbildung stärker genutzt werden mit moderner IT-Ausstattung sowie die Qualifikation und Unterstützung der Lehrkräfte verbessert werden.Die FDP sieht es als gemeinsame Aufgaben von Hochschulen, Studierenden und Lehrenden an, die modernen Methoden digitaler Wissensvermittlung in die akademische Lehre einzubinden.Die FDP fordert Datenschutzsicherheit von Unternehmen und will ein NRW-Datenschutzsiegel einführen. Sie spricht sich aus für freien Zugriff auf behördliche Daten unter Einhaltung neuester Verschlüsselungs- und Sicherheitsstandards. 

Die GEW NRW fordert gesunde Digitalisierung!

Die GEW NRW fordert die Entwicklung eines Curriculums „Digitale Bildung“ als integraler Bestandteil der Lehrpläne aller Schulformen und Bildungsgänge sowie umfassende Fortbildung für die Beschäftigten. Soft- und Hardware müssen für die Beschäftigten kostenfrei zur Verfügung stehen. Für die technische Administration müssen Ressourcen bereitgestellt werden; die GEW NRW fordert eine Stelle für 500 Nutzer*innen. Außerdem darf Digitalisierung nicht zur Entgrenzung der Arbeits- und Lernzeit und damit zur Ausweitung der Arbeitszeit führen. Hier ist ein entsprechender Arbeits- und Gesundheitsschutz gefragt.

Ute Lorenz
Referentin für Beamt*innenrecht und Mitbestimmung der GEW NRW

Illustration: PureSolution / shutterstock.com

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Kommentare (1)

  • Ulla Sass Solange ein Lehrer an der Schule dafür zuständig ist, sich um die Computer zu kümmern, solange ist alles Gerede von der angeblichen digitalen Bildung Quatsch mit Soße.
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