Nur Chuck Norris übernimmt sich selbst!

Junge ArbeitnehmerInnen auf die Straße bringen, damit sie für einen Paragrafen im Tarifvertrag kämpfen? Die ver.di Jugend NRW hat in der Tarifrunde 2012 gezeigt, wie es geht.

Zur Tarifrunde des öffentlichen Dienstes in 2012 kündigte ver.di die Übernahmeregelung für Auszubildende, die in Paragraf 16 a des Tarifvertrags für Auszubildende im öffentlichen Dienst geregelt war. Dieser Paragraf war ohnehin eher eine Empfehlung für die Dienststellen und keinesfalls eine Rechtsvorschrift, auf deren Grundlage Auszubildende zum Ende ihrer Ausbildung hätten klagen können. Die ver.di Jugend NRW forderte deshalb eine wesentlich bessere Übernahmeregelung und wollte dafür mit möglichst viel Women- und Menpower auf die Straße gehen. Erklärtes Ziel: Die unbefristete Übernahme von Auszubildenden im erlernten Beruf und in Vollzeit sollte in den Tarifvertrag aufgenommen werden.

Junge Leute für einen Paragrafen in einem Tarifvertrag zu mobilisieren, ist eine Herausforderung. Wie bekommt man sie für diese wichtige rechtliche Forderung während Streiks und für Aktionen auf die Straße? Hier kam Chuck Norris ins Spiel: Der amerikanische Kampfkünstler und Actionschauspieler hatte zu der Zeit echten Kultstatus bei der Zielgruppe. „Chuck Norris muss nicht tanken, das Auto fährt aus Respekt!“ Sprüche wie dieser standen bei Jugendlichen und jungen Beschäftigten zwischen 16 und 25 Jahren hoch im Kurs.

Dass Chuck Norris uns in der Tarifrunde unterstützen könnte, war die gemeinsame Idee von ehrenamtlichen Aktiven und den Jugendsekretär*innen der ver.di Jugend NRW. Sie hatten genau das richtige Gespür für den Tonfall und die Themen der Jugend. So entstand der Kampagnenslogan: „Nur Chuck Norris übernimmt sich selbst! – Alle anderen brauchen einen Tarifvertrag!“

Nur Chuck Norris übernimmt sich selbst!

Um diesen Slogan herum entwickelten wir ein Konzept: Chuck Norris zierte T-Shirts und Banner im Knallgrün der ver.di Jugend NRW, einzelne Bezirke verteilten sogar Strohhüte im Stil des Actionhelden an ihre aktiven Streikenden. In den Medienberichten war die Jugend dank dieser Ausstattung als „grüner Block“ immer gut erkennbar. Parallel wurde eine Facebook-Seite erstellt, die von den aktuellen Entwicklungen der Verhandlungen berichtete und auf der sich junge Streikende mit ihren Forderungen persönlich vorstellen konnten. Diese Seite erzielte innerhalb kürzester Zeit eine große Reichweite und viele Likes. Durch die mediale Präsenz und den guten, zielgruppengerechten Slogan konnten wir überdurchschnittlich viele junge Beschäftigte zum Streik motivieren. Ein Aha-Erlebnis für die jungen Kolleg*innen: Streik ist überhaupt nicht trist und langweilig, sondern laut, bunt und hat Witz. Davon profitierte ver.di auch in den folgenden Tarifrunden.

Übrigens: In der Tarifrunde 2012 hatten wir nicht nur Spaß, sondern am Ende auch ein gutes Ergebnis! Wir erzielten eine befristete Übernahme für ein Jahr, danach einen unbefristeten Arbeitsvertrag. Aber da geht natürlich noch mehr! Die nächste Tarifrunde steht vor der Tür und da wird's ganz schön unbequem.

Karina Lange
Landesjugendsekretärin bei ver.di NRW.

Fotos (v. o. n. u.): Malyshev / fotolia.com, Martin M303 / fotolia.com

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