Hochschularbeit der GEW NRW: Verstärkung gesucht!

Fachgruppenausschuss Hochschule und Forschung

Für alle, die den Arbeitsplatz Hochschule zusammen mit der GEW NRW gestalten möchten, ist jetzt genau der richtige Zeitpunkt einzusteigen: Im Januar 2019 wird der Fachgruppenausschuss Hochschule und Forschung neu gewählt. Neue Mitglieder sind herzlich willkommen! Vier Kolleg*innen aus dem Ausschuss lassen uns hinter die Kulissen schauen: Was motiviert sie, sich in der GEW zu engagieren? Und wie funktioniert die Arbeit in einem Ausschuss überhaupt?

GuW: Ihr alle gehört zum Fachgruppenausschuss Hochschule und Forschung der GEW NRW, aber eure Zugänge zur Arbeit sind ganz verschieden. Welches Thema liegt euch besonders am Herzen?

Barbara: Mir sind die Themen Qualifizierungsstellen und Personalentwicklung im Hochschulbereich besonders wichtig. Wie müssen Stellen gestaltet sein, damit sie tatsächlich eine Qualifizierung von Nachwuchswissenschaftler*innen innerhalb der Arbeitszeit erlauben? Welche Strukturen müssen Hochschulen entwickeln, damit aus Professor*innen auch gute Betreuer*innen und Vorgesetzte werden? Das ist derzeit noch sehr personenabhängig und bei Berufungsverfahren werden diese Aspekte kaum berücksichtigt. Das Thema Personalentwicklung hat die GEW NRW diesen Sommer im Rahmen ihres landesweiten Hochschultags in Wuppertal aufgegriffen. Beim letzten Treffen des Fachgruppenausschusses wurde berichtet, dass es dazu weitere Planungen in der GEW auf Bundesebene gibt.
Friederike: Mir liegt vor allem am Herzen, dass sich der Fachgruppenausschuss auch mit allgemeinpolitischen Themen befasst wie beispielsweise Rechtspopulismus an Hochschulen oder der Unterstützung von Wissenschaftler*innen aus der Türkei.
Walter: Ich war immer naturwissenschaftlich tätig und interessiere mich deshalb besonders für Arbeitsschutz und Gesundheitsmanagement. Dabei stehen nicht die technischen Verbesserungen von Laborräumen und bessere Geräteausstattungen im Vordergrund, sondern vor allem die Soft Skills, zum Beispiel psychische Belastungen und häufige Mehrarbeit im Hochschulbereich.
Christoph: Mir liegt ein klassisches Gewerkschaftsthema besonders am Herzen: die Mitbestimmung. Die Strukturen und Bedingungen mitzugestalten, in denen ich als Beschäftigter an der Hochschule involviert bin, finde ich sehr spannend. Dazu entdecke ich gerade mein Interesse für Tarifpolitik.

Wie muss man sich eine Sitzung des Fachgruppenausschusses vorstellen?

Barbara: Bisher haben wir uns in der Regel einmal im Monat freitags vormittags in der Geschäftsstelle der GEW NRW in Essen getroffen. Dass man nicht immer da sein kann, ist klar. Dafür gibt es Verständnis.
Walter: Der Fachgruppenausschuss Hochschule und Forschung hat ein zweiköpfiges Leitungsteam, das über einen E-Mail-Verteiler zu den Sitzungen einlädt und eine Tagesordnung vorbereitet. Selbstverständlich können dafür alle Mitglieder ihre Themen im Vorfeld einbringen und auch zu Beginn unserer Treffen kann die Tagesordnung noch gemeinsam ergänzt oder verändert werden.
Christoph: Die Sitzungen des Fachgruppenausschusses sind meine ersten Erfahrungen mit den Strukturen der GEW. Da ich nicht in den Ausschuss gewählt bin, nehme ich als Gast teil und wurde sehr nett willkommen geheißen. Die Diskussionen sind immer sehr spannend und man findet sich schnell in der Arbeit des Fachgruppenausschusses zurecht.
Friederike: Ich gehöre wie Christoph auch nicht als gewähltes Mitglied zum Ausschuss, sondern vertrete als Gast die Interessensbereiche des Landesausschusses der Studierenden. Sie überschneiden sich häufig mit denen des Fachgruppenausschusses Hochschule und Forschung. Daraus ergibt sich viel Diskussionsbedarf – aber gerade die unterschiedlichen Perspektiven gestalten die Sitzungen auch sehr lebhaft.

Hand aufs Herz: Manchmal sind die Strukturen in einer Gewerkschaft nur schwer zu durchschauen. Wo haben sich GEW-Strukturen aus eurer Sicht bewährt? Und wo hakt es?

Christoph: Zu Beginn hatte ich zugegebenermaßen Schwierigkeiten, die Strukturen der GEW zu durchschauen – oder wenigstens einen Überblick zu bekommen. Doch mittlerweile habe ich das Gefühl, mich besser auszukennen. Das liegt vor allem daran, dass ich immer nachfragen kann und es einen guten Austausch gibt. Dadurch wirken die Strukturen schnell gar nicht mehr so starr und sind manchmal sogar überraschend flexibel. Klar: In der GEW gibt es bürokratische Prozesse, aber man lernt, damit umzugehen.
Barbara: Eine Sache, die mich stört, ist, dass nicht-schulische Fachbereiche in der GEW häufig „vergessen“ werden – wenn auch nicht absichtlich. Aber wenn ich zu Schuljahresbeginn zum Beispiel den neuen Lehrer*innenkalender und Fortbildungsangebote bekomme, die sich allesamt an Lehrer*innen wenden, fühle ich mich als Hochschulangehörige in der GEW nicht wahrgenommen. Ich wünsche mir, dass die GEW ihr Selbstverständnis als Bildungsgewerkschaft noch stärker lebt – und mehr ist als Lehrer*innengewerkschaft.
Friederike:  Mir geht‘s ähnlich wie Barbara. Der Fokus auf schulische Arbeitsbereiche geht mir manchmal wirklich auf die Nerven. Aber obwohl die Strukturen zunächst überbürokratisiert wirken, erweist sich die GEW häufig doch als flexibler, sodass man seine Herzensthemen auf verschiedenen Ebenen in verschiedenen Gremien einbringen kann. Wenn es jedoch mal schnell gehen soll, weil zum Beispiel eine Demo ansteht und die Bündnispartner*innen warten, kann es einen zur Weißglut bringen, dass der Abdruck eines Logos erst von diversen Gremien bestätigt werden muss. Aber vielleicht braucht ein demokratisch organisierter Prozess auch seine Zeit.
Walter: Abgesehen vom guten und wertvollen Informationsaustausch hat unsere Arbeit im Fachgruppenausschuss auch eine politische Dimension. Indem wir unsere Arbeit auf mehrere ehrenamtliche Schultern verteilen, können wir unsere Forderungen aus dem Hochschulbereich in Anträgen an den GEW-Vorstand einbringen.
Innerhalb des Fachgruppenausschusses wünsche ich mir ein breiteres Spektrum an Hochschulen: Es wäre toll, wenn auch Kolleg*innen aus Musikhochschulen oder privaten Forschungsinstitutionen dabei wären. Organisatorisch könnten wir effizienter werden, wenn größere Themen bereits zwischen unseren Sitzungen in Arbeitsgruppen vorbereitet werden. Das gilt für die Landes-, aber auch für die Bundesebene.

Welche Ideen habt ihr für die künftige Arbeit im Hochschulbereich? Wie kann ehrenamtliche Mitarbeit in Zukunft gut funktionieren?

Barbara: Im Fachgruppenausschuss diskutieren wir derzeit, ob wir unsere Arbeitsweise umstrukturieren sollten. Ich persönlich finde die Idee gut, dass wir uns als gesamter Ausschuss seltener treffen und dazwischen stärker in kleineren AGs zu bestimmten Themen arbeiten. In den AGs könnten auch Menschen aktiv werden, die sich nicht für drei Jahre committen können oder wollen, im Fachgruppenausschuss mitzuarbeiten – schließlich ist das angesichts der kurzen Vertragslaufzeiten im Wissenschaftsbetrieb für viele von uns eine lange Zeit.
Friederike: Ich wünsche mir für die Zukunft einen anderen inhaltlichen Zuschnitt im Fachgruppenausschuss, in dem es neben den wichtigen tarifpolitischen Themen mehr Raum für allgemein wissenschaftspolitisch wichtige Themen gibt. Auf Bundesebene haben wir gerade zum Beispiel „Anti-Genderismus in der Wissenschaft“ auf die Agenda gesetzt – das ist ein spannendes Thema, das man auch auf Landesebene bearbeiten kann. Wenn wir unser Themenspektrum so erweitern, ist die AG-Struktur, die Barbara beschreibt, sehr sinnvoll und zielorientiert. So werden wir auch den heterogenen Interessensschwerpunkten der Aktiven gerecht.
Walter: Prekäre Beschäftigung, Lehrbeauftragte, Tariflohn für wissenschaftliche Hilfskräfte – viele zukünftige Themen sind immer noch die alten und werden es wohl für längere Zeit auch bleiben. Trotzdem: Veränderungen im Hochschulbereich vollziehen sich durchaus im raschen Tempo und wir müssen Wege finden, um als GEW NRW schneller zu reagieren – nach innen und außen. Dabei dürfen wir nicht vergessen: Gewerkschaftliche Tätigkeit ist vor allem ehrenamtliche Arbeit. Sie muss Spaß machen und die Aktiven müssen erfahren, dass sie etwas bewirken können.
Eine Verbesserung der Arbeitsstruktur im Ausschuss könnte durch (temporäre) Einteilung in Teams geschehen, die bestimmte Teilthemen eines Arbeitsauftrages mit ihren Expertisen bearbeiten. Auch wäre bei bestimmten Themen eine intensivere Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Mitarbeiter*innen wünschenswert.

Und wie läuft es mit dem Generationenwechsel?

Barbara: Die Rede vom Generationenwechsel finde ich eher entpolitisierend. Ich denke, im Kern geht es darum, gewerkschaftliche Strukturen zu entwickeln, die zur heutigen Arbeits- und Lebensrealität passen. Was im Fordismus funktioniert hat, tut es im Neoliberalismus nur noch bedingt.
Walter: Es stimmt natürlich: Wir haben im Fachgruppenausschuss – wie in anderen Bereichen auch – eine ungünstige Altersstruktur. Gleichzeitig sind befristet Beschäftigte in ihrer beruflichen Qualifizierungsphase verständlicherweise für ehrenamtliche Tätigkeiten schwer zu begeistern. Dennoch sprechen wir potenziell neue Mitglieder aus den Universitäten und Fachhochschulen an. Trotz aller Unkenrufe beim Thema Generationenwechsel bin ich optimistisch, dass bei der Delegiertenversammlung im Januar 2019 ein gutes Team für den Fachgruppenausschuss gewählt wird.
Friederike: Das glaube ich auch, aber von einem Generationenwechsel würde ich nur ungern sprechen. Wir arbeiten im Ausschuss auch jetzt schon „mehrgenerativ“ und ich hoffe, dass wir das weiterhin tun, denn das erweitert und befruchtet auch die Perspektiven auf unsere Arbeitsschwerpunkte.
Christoph: Ich war etwas überrascht, als ich zum ersten Mal vom Generationenwechsel gehört habe, weil das nach Ablöse klingt. Ich denke, dass gerade das Miteinander gute Gewerkschaftsarbeit gewährleistet und aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Der Nachwuchs ist sehr willkommen.


Die Fragen stellte Anja Heifel-Rohden.

Foto: Manu Reyes / photocase.de

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