Valuing Teachers, Improving their Status

WeltlehrerInnentag 2016

870.000 LehrerInnen arbeiten an den öffentlichen und privaten Schulen in Deutschland – sie haben eine besondere Verantwortung für die Erziehung und Bildung unserer Kinder. Ihnen zu danken und ihre Arbeit zu würdigen, ist Aufgabe des WeltlehrerInnentages, der seit 1994 jeweils am 5. Oktober rund um den Globus begangen wird. In diesem Jahr steht die Wertschätzung für diejenigen Lehrkräfte im Fokus, die in Bildungseinrichtungen außerhalb der Schulpflicht arbeiten.

Diese weltweite Würdigung des LehrerInnenberufs geht auf einen Beschluss der UNESCO, der Internationalen Arbeitsorganisation und der Bildungsinternationale im Gedenken an die 1964 angenommene „Charta zum Status der Lehrerinnen und Lehrer“ zurück.
Die Bildungsinternationale ruft dazu auf, mit Veranstaltungen und Aktionen zum Welt-lehrerInnentag auf die besondere Bedeutung des Lehrberufs für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung hinzuweisen und den Lehrkräften die notwendige Unterstützung zukommen zu lassen. In diesem Jahr lautet das Motto „Valuing Teachers, Improving their Status“.

Weiterbildung und Hochschulen: Prekäre Beschäftigung beenden!

Als Mitgliedsgewerkschaft der Bildungsinternationale beteiligt sich die GEW regelmäßig am WeltlehrerInnentag und den Aktivitäten zum 5. Oktober. Für die GEW ist es auch ein besonderes Anliegen, darauf aufmerksam zu machen, dass neben den LehrerInnen an allgemein- und berufsbildenden Schulen eine große Gruppe von Lehrkräften in Bildungseinrichtungen außerhalb der Schulpflicht – zu oft äußerst problematischen Bedingungen – arbeitet. Hierzu gehören die knapp 700.000 Beschäftigten im Weiterbildungssektor. Durchschnittlich 57 Prozent  des bei den 22.000 Bildungsträgern eingesetzten Personals – also knapp 400.000 Personen – sind heute Honorarlehrkräfte, an den Volkshochschulen beträgt ihr Anteil sogar 87 Prozent!
Sie müssen ihre soziale Absicherung selbst bestreiten, ihnen fehlen  neben einer  Beschäftigungssicherheit auch das Recht auf Entlohnung im Krankheitsfall sowie das Recht auf einen bezahlten Urlaub. So unterhält beispielsweise das renommierte Goethe-Institut neben zahlreichen Auslandsinstituten 13 Einrichtungen im Inland, die insbesondere Kurse in „Deutsch als Fremdsprache“ anbieten – 80 Prozent dieser Kurse werden von Honorarlehrkräften bestritten. Der mittlere Lohn der hauptberuflichen Honorarkräfte in der öffentlich finanzierten allgemeinen Weiterbildung, beispielsweise in den im Auftrag des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge durchgeführten Integrationskursen, liegt laut jüngeren Untersuchungen  zwischen 1.250,- und 1.750,- Euro und damit im einkommensprekären Bereich – und dies bei einer akademischen Qualifikation als Voraussetzung. Besonders betroffen sind unter anderem die Bereiche Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und die Integrationskurse. Dort beträgt der Anteil der von Einkommensprekarität betroffenen „FreiberuflerInnen“ mehr als drei Viertel, die Altersarmut ist bereits vorprogrammiert. Bereits im Jahr 2012 hatte die GEW festgestellt, dass 125.000 Honorarlehrkräfte sich in einer prekären Lage befinden, diese Anzahl hat sich bis heute deutlich erhöht. Etwa 80 Prozent der hauptberuflichen Honorarkräfte sind übrigens Frauen.
Ähnlich betroffen sind die Lehrbeauftragten an Hochschulen, deren Zahl von knapp 51.000 im Jahr 2002 auf jüngst knapp 99.000 gestiegen ist. In einer großen Zahl von Fällen bestreiten diese Personen hauptberuflich ihren Lebensunterhalt aus den Lehraufträgen mit allen daraus resultierenden Problemen.

Arbeitsbedingungen an den öffentlichen Dienst anpassen!

Die beschriebene Lage verdeutlicht einen dringenden Handlungsbedarf der politischen AkteurInnen, die Lage der Lehrkräfte auch außerhalb der Schulpflicht entsprechend dem Motto des Weltlehrertages „Valuing Teachers, Improving their Status“ zu verbessern, denn auch sie leisten bedeutsame Beiträge für die individuelle und gesellschaftliche Entwicklung. Die GEW hat mit ihrer Strategie „Gute Arbeit in der Weiterbildung“ hier eine richtungs-
weisende Entscheidung getroffen. Nun muss die öffentliche Hand als Auftraggeber und Finanzier sicherstellen, dass das Bildungspersonal mit dem öffentlichen Dienst vergleichbare Beschäftigungsbedingungen findet.

Ansgar Klinger, Mitglied im geschäftsführenden Vorstand der GEW

Foto: David-W- / photocase.de

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