Sozial- und Erziehungsdienst: Langer Weg zur Aufwertung geht weiter

Ideen für die Tarifrunde 2020

Steigende Anforderungen bei gleichbleibender Bezahlung – das passt für die Kolleg*innen des Sozial- und Erziehungsdienstes (SuE) nicht zusammen. Ihre Wünsche und Ideen für die Tarifrunde 2020 konnten sie bei einer Tarifkonferenz in Eisenach einbringen.

Der Anfang zur Weiterentwicklung der im November 2009 eingeführten Entgeltordnung (EGO) für den SuE ist gemacht. Am 10. und 11. Mai 2019 haben sich Kolleg*innen aus allen Bundesländern in Eisenach getroffen. Ziel war es, gemeinsam mit den Vertreter*innen der Landesverbände und vor allem mit den Betroffenen eine Analyse der Arbeitsbedingungen vorzunehmen und die ersten Weichen für die Tarifverhandlungen ab Sommer 2020 zu stellen. Die Beschäftigten werden rechtzeitig über Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten informiert, in den Prozess eingebunden und können ihn mitgestalten.

Erfolge für die Beschäftigten im SuE

In der Tarifrunde 2009 hat die GEW für bundesweit 250.000 Beschäftigte bei Kommunen im SuE eine eigene Entgeltordnung, eine sogenannte S-Tabelle, sowie tarifliche Regelungen zum Gesundheitsschutz durchgesetzt. Damit konnten die materiellen Verluste durch die Umstellung vom Bundesangestelltentarifvertrag auf den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst zurückgeholt werden. Eltern und viele Politiker*innen hatten die Forderungen der GEW massiv unterstützt.
In der Tarifrunde 2015 wurde unter dem Motto „Aufwertung jetzt“ in der neuen Entgeltordnung wieder nach einer langen und harten Tarifauseinandersetzung der erste Schritt einer materiellen Aufwertung für den größten Teil der Erzieher*innen, Sozialpädagog*innen, Kinderpfleger*innen sowie für Leitungen von Kindertagesstätten aus dem Bereich des SuE bei den Kommunen durchgesetzt. Die mit der Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) vereinbarten Entgelttabellen sind nun zum 30. Juni 2020 kündbar.

Gute Arbeit muss gut bezahlt werden

Die Arbeit im SuE hat sich in den vergangenen Jahren grundlegend verändert. Die Anforderungen sind gestiegen, komplexer und verantwortungsvoller geworden. Neue pädagogische Inhalte, Sprachförderung, Integration, Inklusion und steigende Kinderarmut sind unter anderem dazugekommen. Außerdem berichteten die Kolleg*innen auf der Tarifkonferenz, dass viele Stellen mit Seiteneinsteiger*innen besetzt werden müssen, die ohne Qualifizierung arbeiten. Die Arbeitsbelastung der Beschäftigten steigt enorm.
Um den wachsenden Aufgaben in Kitas und sozialen Einrichtungen gerecht zu werden und die Qualität zu sichern, müssen mehr Fachkräfte eingestellt und die Ausbildung muss massiv ausgeweitet werden. Die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung müssen verbessert werden, damit sie endlich den gestiegenen Anforderungen entsprechen.

Ausblick auf die Tarifrunde 2020

Wenn es nach den Kolleg*innen geht, müssen also in der Tarifrunde 2020 eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, mehr personelle Ressourcen, ein Ausbau der Ausbildungskapazitäten, eine gute Ausbildung von Fachkräften, ein besserer Personalschlüssel sowie eine materielle Aufwertung der Berufe im Mittelpunkt der GEW-Forderungen stehen.
Das Gesamtkonzept der GEW soll sowohl fachlich-inhaltliche als auch tarifliche Verbesserungen in der Entgeltordnung enthalten. Schulsozialarbeiter*innen, Kindheitspädagog*innen sowie Fachberater*innen sind als eigenständige Berufsgruppen in die Entgeltordnung des TVöD aufzunehmen. Die GEW als Gesamtorganisation ist nur erfolgreich, wenn die Themen der Beschäftigten zum Thema der GEW und damit aller Beschäftigten werden. Dazu gehört vor allem eine öffentliche Mobilisierungskampagne.
Die Kolleg*innen müssen am Aufwertungsprozess 2020 und an der Forderungsdiskussion beteiligt werden. Die Untergliederungen der GEW sind in diesem Sinne aufgefordert, die Ärmel hochzukrempeln und spätestens ab Herbst 2019 möglichst viele Kolleg*innen zu erreichen. Sie müssen informiert und motiviert werden, sodass jede Kita sich mit ihren Möglichkeiten und in ihrer Geschwindigkeit ab Sommer 2020 beteiligen kann. Nur so ist die GEW in der Lage, die VKA zu einer tiefgreifenden Aufwertung beziehungsweise zu Verbesserungen zu bewegen.


Cetin Mogultay
Mitglied im Ausschuss für Tarifpolitik der GEW NRW

Sebastian Krebs
stellvertretender Vorsitzender der GEW NRW

Foto: Z2sam / photocase.de

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