Elternmitwirkung an der Gesamtschule Langerfeld: Hand in Hand Schule gestalten

Im Gespräch mit der Gesamtschule Langerfeld

Die Gesamtschule Langerfeld in Wuppertal bietet ihren Schüler*innen eine Menge: eine eigene Bibliothek, Instrumente, eine Kletterwand, rund 50 Arbeitsgemeinschaften, Betreuung im Ganztag und noch viel mehr. Die Schule treibt den digitalen Wandel voran und startet derzeit in eine dreijährige Sanierung. Undenkbar ohne die Unterstützung der Eltern und des von ihnen gegründeten Fördervereins. André Steffens, Vorsitzender der Schulpflegschaft, Michael Hagling, Vorsitzender des Fördervereins, und Schulleiter Claus Baermann erzählen im Interview, wie das Miteinander an ihrer Schule funktioniert.

nds: Wie ist die Mitwirkung der Eltern an der Gesamtschule Langerfeld organisiert? In welchen Gremien und zu welchen Themen können Eltern sich einbringen? Wo liegen eventuell auch Grenzen der Mitwirkung?

Hagling: Die Mitwirkung der Eltern erfolgt in erster Linie über den klassischen Weg: Klassenpflegschaft – Schulpflegschaft – Schulkonferenz und umgekehrt. Darüber hinaus werden engagierte Eltern oder Eltern mit bestimmten Kompetenzen auch direkt angesprochen.

Baermann: An der Gesamtschule Langerfeld unterstützen die Eltern seit der Gründung 1988 als unverzichtbare Partner*innen die Schule im individuellen Erziehungs- und Bildungsbemühen in vielen Bereichen. Neben Mitwirkungsgremien, die Herr Hagling benannt hat, sind das besonders Angebote für den Ganztag, die unser Ganztagskoordinator gemeinsam sowohl mit erfahrenen als auch mit neuen Eltern des fünften Jahrgangs erarbeitet. Dazu gehören die Mittagsbetreuungen in den Freizeiträumen, die tägliche Elternmitarbeit in der Bibliothek mit circa 12.000 Medien und die vielen eigenverantwortlichen Angebote als AG-Leiter*innen in einer der rund 50 Arbeitsgemeinschaften. Seit 1988 existiert außerdem ein aktiver und sehr erfolgreicher Förderverein (FGL), dessen Vorstand monatlich gemeinsam mit der Schulleitung tagt, damit diese aktiven Eltern in die Entwicklungsprozesse der Schule einbezogen werden.
Die Schule wünscht sich die Mitwirkung der Eltern ausdrücklich auch bei Elternforen und schulinternen Fortbildungen, zum Beispiel zu Themen wie „Lernen lernen“, „Mediencurriculum“, „Cyber-Mobbing“ oder zu aktuellen Fragen der anstehenden Gebäudesanierung und der Idee der Konzeption von Lernlandschaften im Bereich der Pädagogischen Architektur.
Darüber hinaus veranstalten wir gemeinsam mit unseren Eltern „Langerfelder Themen-
abende“, an denen unter anderem Ärzt*innen der Helios-Klinik oder andere Expert*innen unserer Kooperationspartner*innen die Eltern zu aktuellen Themen informieren und beraten.

Wie funktioniert ihrer Einschätzung nach die Zusammenarbeit zwischen der Schulleitung und Elternvertreter*innen? Wie stellen Sie Transparenz und gute Kommunikation sicher?

Steffens: Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut, da alle Parteien wohlwollend das gleiche Ziel der direkten Kommunikation suchen und ergebnisorientiert zusammenarbeiten wollen. Es finden häufig Gespräche auch außerhalb der Schulzeiten statt, sodass in Ruhe gesprochen werden kann. Die Ergebnisse werden in den Pflegschaftssitzungen allen Eltern bekanntgegeben und gegebenenfalls diskutiert.

Hagling: Vor allem läuft die Zusammenarbeit absolut unbürokratisch.

Baermann: Die Erziehung durch das Elternhaus kann durch die Schule nicht ersetzt, wohl aber ergänzt und intensiviert werden. Die Eltern als das wichtigste Verbindungsglied in der Erziehungskette sind in die Prozesse der Schule eingebunden. Wir kommunizieren auf kurzen Wegen: per E-Mail und Telefon, in Konferenzen und individuellen Gesprächen. Dabei legen wir großen Wert auf ein Miteinander in wechselseitiger Wertschätzung und Toleranz.
Wie das Miteinander an der Gesamtschule Langerfeld aussehen soll, haben wir schon im Jahr 2001 gemeinsam mit den Eltern und den Schüler*innen in der Präambel unseres  Schulprogramms festgeschrieben: „Verantwortung zu erkennen und zu übernehmen, die Stärkung des Selbstvertrauens und die Bereitschaft zur Anstrengung werden für alle am Lernprozess Beteiligten als etwas Positives und Wertvolles angesehen sowie die Beachtung der Gleichberechtigung und Integration aller“.

Wie nehmen die Akteur*innen einander wahr – insbesondere in Konfliktsituationen?

Steffens: Ich halte das gesamte Schulleitungsteam für sehr kompetent und wohlwollend den Schüler*innen und Eltern gegenüber, um das gemeinsame Ziel zu erreichen, den bestmöglichen Schulabschluss für jedes Kind zu ermöglichen. Konflikte gibt es eher selten, da immer der direkte Kontakt gesucht wird. Die Konfliktgespräche werden dann möglichst schnell und lösungsorientiert geführt.

Hagling: Aufgrund des offenen und respektvollen Umgangs miteinander habe ich persönlich in den vier Jahren des gemeinsamen Schullebens auf persönlicher Ebene noch nie einen Konflikt erlebt. Meinungsverschiedenheiten, so es denn welche gibt, werden direkt bilateral geklärt.

Baermann: Konflikte – oder vielmehr: Anregungen, Wünsche und Rückfragen der Eltern zu bestimmten schulischen Prozessen – gehören zum Schulalltag. Antworten darauf geben wir größtenteils in den Sitzungen der einzelnen Gremien, aber auch in Gesprächen oder durch Informationsschreiben an alle Eltern, einzelne Klassen oder im Einzelfall individuell an Eltern.

Gab es in der jüngsten Vergangenheit besondere Projekte, die die Eltern maßgeblich angestoßen oder unterstützt haben?

Steffens: Projekte wie „Stadt-Land-Fluss“, das durch individuell gewählte Herausforderungen die individuellen Potenziale der Schüler*innen weckt und weiterentwickelt, werden von engagierten Eltern aktiv unterstützt und von den meisten Eltern der Schule sehr befürwortet. Ihre Verbesserungsvorschläge werden dabei gehört und auch angenommen. Außerdem unterstützen die Eltern mit großem Engagement das AG-Angebot der Schule: Viele von ihnen bieten selbst eine Arbeitsgemeinschaft für die Schüler*innen an. Zuletzt haben die Eltern einen Schulsachen- und Schulbücher-Flohmarkt angestoßen, der zurzeit in Planung ist und seitens der Schulleitung und des Kollegiums unterstützt wird.

Hagling: Über den Förderverein werden die Schüler*innen unterstützt, indem Fördermittel da vergeben werden, wo sie aufgrund finanzieller Engpässe am dringendsten benötigt werden, zum Beispiel mit Zuschüssen zu Klassen- und Studienfahrten. Darüber hinaus sammelt der Förderverein zusätzliche Geldmittel bei Sponsoren, um größere Schulprojekte zu unterstützen; für Instrumente oder Bühnen- und Beschallungstechnik für die vielen musisch begabten Schüler*innen, für eine Kletterwand oder auch für die Finanzierung einer komplett neuen Schulküche für den Fachbereich Hauswirtschaft.

Baermann: Besonders angestoßen, gewünscht und unterstützt haben Eltern und Schüler*innen ein „Digitales Schwarzes Brett“ mit acht Bildschirmen in unseren vier Häusern, auf dem täglich der aktuelle Stunden-, Klausur- und Vertretungsplan abgebildet wird. Zusätzlich können Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen diese Informationen über eine geschützte mobile App abrufen. Im Rahmen der Schulentwicklung kam von den Elternvertreter*innen der Impuls und der Wunsch nach einem neuen Mediencurriculum, an dem wir nun bis zur Fertigstellung im Januar 2018 arbeiten.Und ganz aktuell: Welche Themen bewegen die Eltern der Gesamtschule Langerfeld zurzeit?

Steffens: Der Lehrkräftemangel ist ein Problem, vor allem im Englischunterricht. Aber die Schulleitung macht das Beste daraus, auch mit der Einstellung von Vertretungslehrer*innen. Es müssen mehr ausgebildete Lehrer*innen und auch Förderlehrer*innen her!

Baermann: In diesem Schuljahr werden unsere Eltern uns in der Qualitätsanalyse unterstützen und die Entwicklung eines neuen Mediencurriculums begleiten. Aktuell stehen wir am Anfang einer umfangreichen Sanierung, auch hier spielen die Eltern eine wichtige Rolle: Sie haben in der sogenannten Phase Null, in der wir das Sanierungskonzept festgelegt haben, in Workshops mitgearbeitet und waren bei Präsentationen dabei. Um zeitgemäße Pädagogische Architektur kennenzulernen, haben wir alle gemeinsam eine „Lernreise“ zu einer konzeptionell neuen Campusschule bei Bremen unternommen. Unsere gesamte Schulgemeinde war beteiligt: Schüler*innen, Lehrer*innen, Elternvertreter*innen, unsere Mensageschäftsführung, das Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal und der Stadtbetrieb Schulen. Besonders aktuell und wichtig sind Fragen zur Unterrichtsversorgung und die Organisation und Umsetzung der Inklusion – die Gesamtschule Langerfeld ist seit dem Schuljahr 2016 / 2017 Schule des Gemeinsamen Lernens. Zusammen mit den Eltern möchten wir in diesem Bereich auf Grundlage der bisherigen Erfahrungen Veranstaltungen für das Schuljahr 2017 / 2018 planen, unter anderem im Rahmen unserer schulischen Tradition der Informationsabende „Eltern für Eltern“. Auf den Punkt gebracht: Was ist Ihrer Ansicht nach das Rezept für eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit zwischen Schulleitung und Eltern?

Steffens: Ganz klar: Offenheit, gegenseitiger Respekt und ein vertrauensvoller und ehrlicher Umgang miteinander.

Hagling: Exakt. Etwaige Probleme werden nicht verschwiegen, sondern offen angesprochen und gemeinsam Lösungen erarbeitet, so es sich um Probleme handelt, die in der Gemeinschaft lösbar sind.

Baermann: Gelingende pädagogische und fachliche schulische Arbeit ist ohne die Mitwirkung und Unterstützung engagierter und diskussionsbereiter Eltern undenkbar. Der Schulleitung und dem Kollegium muss es gelingen, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit und den Sinn des gemeinsamen Zusammenarbeitens von Elternhaus und Schule zu entwickeln und zu stärken. Wir in Langerfeld sind überzeugt, dass wir alle gemeinsam den Bildungsalltag von unseren Kindern und Jugendlichen nachhaltig positiv gestalten und verändern können, wenn wir vertrauensvoll und verantwortlich miteinander zusammenarbeiten. 

 

Die Fragen für die nds stellte Anja Heifel.

 

Fotos: iStock.com / shironosov, Liderina

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