Gewerkschaftsjugend: Gutes Studium geht anders

Nordrhein-Westfalen ist mit Abstand das Bundesland mit den meisten Studierenden: Inzwischen entscheidet sich etwa die Hälfte eines Jahrgangs nach dem Schulabschluss für ein Studium. Ist doch super, oder? Es gibt trotzdem Gesprächsbedarf, meinen die Gewerkschaften. Denn nicht jedes Studium ist ein Gutes Studium.

Im Wintersemester 2017 / 2018 studierten 740.154 junge Menschen an den Hochschulen in NRW, mehr als 100.000 davon waren Studienanfänger*innen. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Hochschulen und ein breites Angebot von Studiengängen. Doch Quantität ist nicht alles und nicht jedes Studium ist ein Gutes Studium!

Studium wird immer öfter zum Balanceakt

Die Qualität von Studium und Lehre ist abhängig von verschiedenen Faktoren: Neben der fachlichen Qualität, bezogen auf Lerninhalte und didaktische Fragen, sind die sozialen Rahmenbedingungen von zentraler Bedeutung.Sieben von zehn Studierenden aus NRW arbeiten neben dem Studium. Noch nicht einmal jede*r Fünfte erhält BAföG. Während die durchschnittlichen monatlichen Einnahmen von Studierenden in NRW – kumuliert unter anderem aus Arbeitslohn, finanzieller Unterstützung der Eltern, Kindergeld, Wohngeld und BAföG – bei 944,- Euro liegen, beträgt der aktuelle BAföG-Höchstsatz nur 735,- Euro. Allein diese Diskrepanz macht deutlich: Beim BAföG gibt es dringenden Handlungsbedarf, denn die Ausbildungsförderung allein reicht nicht aus, um das Studium zu finanzieren! Gut ein Drittel des zur Verfügung stehenden Geldes müssen Studierende fürs Wohnen ausgeben: Sie zahlen in NRW durchschnittlich 331,- Euro Warmmiete, in vielen großen Universitätsstädten sogar deutlich mehr. Ein bezahlbares Zimmer zu finden, ist schwierig.
Im Alltag ist besonders die Belastung zwischen Studium und Nebenjob ein Balanceakt. An manchen Standorten mangelt es an einem vernünftigen öffentlichen Personenverkehr (ÖPNV) – ökologische Mobilität ist für viele Studierende aber ein wichtiges Thema. Besonders schwierig wird es, wenn weitere Rahmenbedingungen zu berücksichtigen sind, Studierende zum Beispiel chronisch krank sind oder Kinder erziehen.

Demokratisch, offen, sozial – so geht Gutes Studium

Die Gewerkschaftsjugend steht für eine demokratische, offene und soziale Hochschule. Soziale Öffnung, Überwindung von Diskriminierung und Durchlässigkeit im Hochschulzugang, demokratische Teilhabe, Mitbestimmung und Transparenz sowie gute Studien- und Arbeitsbedingungen und eine hohe Qualität in Studium, Forschung und Lehre sind unsere Entwicklungsziele für die Hochschulen in NRW.
Damit ein Hochschulstudium keine Frage des Geldes ist, fordern wir dringend eine Reform des BAföG. Die Bemessungsgrenzen müssen angehoben werden, damit wieder mehr Schüler*innen und Studierende Ausbildungsförderung erhalten. Außerdem müssen die Leistungen an die tatsächlichen Bedarfe angepasst werden und auch Teilzeitstudiengänge gefördert werden.
Großes Potenzial besteht außerdem bei beruflich Qualifizierten, die ohne Abitur studieren möchten. Die Gewerkschaftsjugend macht sich stark für eine weitergehende Öffnung der Bildungseinrichtung Hochschule, getragen vom Gedanken der Teilhabe an Bildung.
Für bessere Studienbedingungen und höhere Studienqualität sind weitere erhebliche Investitionen notwendig, hier ist insbesondere der Bund gefordert, aber auch das Land darf nicht nachlassen.


Sarab Aclan
Gewerkschaftssekretärin beim DGB Ostwestfalen-Lippe

Foto: FemmeCurieuse / photocase.de

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