Gewerkschaftstag 2019: Das sind die Kandidat*innen!

Die GEW NRW wählt!

Die GEW NRW bereitet sich auf ihren Gewerkschaftstag unter dem Motto „Vielfalt bereichert.“ vor. Insgesamt fünf Kandidat*innen stehen im Mai zur Wahl. Im Interview mit der nds beschreiben sie ihre Ideen und Visionen für die Zukunft der Bildungsgewerkschaft.

Für welches Amt kandidierst du beim Gewerkschaftstag?

Maike Finnern: Ich kandidiere als Vorsitzende der GEW in Nordrhein-Westfalen. Seit Ende 2011 bin ich im Landesverband stellvertretende Vorsitzende. In diesem Amt habe ich in nahezu allen gewerkschaftlichen Bereichen gearbeitet, Frauenpolitik für den DGB NRW mitverantwortet sowie auf Bundesebene der GEW mitgewirkt. Meine Erfahrungen – auch aus der Arbeit mit jungen Gremien – möchte ich gerne als Vorsitzende einbringen. Mir ist es wichtig, den begonnenen Prozess der Organisationsentwicklung weiterzuführen, damit die GEW in Zukunft eine noch stärkere Gewerkschaft ist.

Welches Thema liegt dir an deinem Arbeitsplatz besonders am Herzen?

Bildungsfinanzierung ist für mich das entscheidende Thema, an dessen Ausgestaltung sich die Zukunft des Bildungswesens in Deutschland entscheiden wird. Darunter fällt auf der einen Seite die zurzeit überhaupt nicht auskömmliche Finanzierung durch die öffentliche Hand. Das betrifft alle Bereiche von Bildung: Schon in der frühkindlichen Bildung ist die Unterfinanzierung durch das KiBiz deutlich zu spüren. Per Gesetz sind gute Arbeitsbedingungen kaum möglich und werden damit auch dem Anspruch auf gute Bildung in den Kitas nicht gerecht. In den Schulen fehlen Ressourcen, beispielsweise für Inklusion sowie für bessere Arbeitsbedingungen. Bei Bezahlung und Perspektiven für in Schulen Beschäftigte besteht in vielen Bereichen Handlungsbedarf. In den Hochschulen fehlen Ressourcen für feste Stellen und eine bessere Relation zwischen Lehrenden und Studierenden. Die Weiterbildung ist chronisch unterfinanziert, die finanzielle Absicherung der Lehrenden in der Regel vollkommen unzureichend.
Auf der anderen Seite bedroht die zunehmende Ökonomisierung von Bildung deren Unabhängigkeit – eine Entwicklung, die die jetzige NRW-Landesregierung verstärkt. Vermehrt versuchen gesellschaftliche Player wie Wirtschaftsverbände oder Konzerne Einfluss auf Bildung zu nehmen. Letztlich ist eine gute Finanzierung von Bildung durch die öffentliche Hand ein Grundpfeiler sowohl für gute Arbeitsbedingungen als auch für mehr Chancen-gleichheit in der Gesellschaft und Garant für Unabhängigkeit von Bildung.

Wenn die GEW ein Tier wäre – welches wäre das?

Nach langem Abwägen – das Tier sollte nicht zu klein sein, klug und langlebig, möglichst sozial, hartnäckig und kein*e Einzelkämpfer*in – habe ich mich für den Wal entschieden. Er vereint die gesuchten Fähigkeiten und Verhaltensweisen. Die Schulen, in denen Wale leben, umfassen bis zu 50 Tiere. Bei bestimmten Gelegenheiten können sie auf mehr als 1.000 Mitglieder anwachsen und sogar aus verschiedenen Arten bestehen. Sie können sich über große Entfernungen vernetzen und miteinander kommunizieren.

Wie sieht die GEW in fünf Jahren aus?

Wir haben endlich unser schon lange ausgegebenes Ziel der 50.000 Mitglieder erreicht. Es gelingt uns, die in diesen Jahren eingestellten Kolleg*innen von der GEW zu überzeugen und zum Mitmachen zu animieren. Die Wahrnehmung der Bildungsgewerkschaft in der Öffentlichkeit ist deutlich.

Für welches Amt kandidierst du beim Gewerkschaftstag?

Sebastian Krebs: Auf dem Gewerkschaftstag 2019 werde ich erneut für die Position des stellvertretenden Vorsitzenden kandidieren. Nach zwei Perioden im Amt, insgesamt also sechs Jahren, ist immer noch viel zu tun: Intern steht die GEW NRW vor gewaltigen Herausforderungen bezüglich ihrer Altersstruktur und geschlechtlichen Zusammensetzung. Wir müssen die vorhandenen Kräfte bündeln und sinnvoll einsetzen. Beides wird nach meiner Einschätzung zusammen gedacht werden müssen. Es wird notwendig sein, vorbehaltlos alle organisatorischen Einheiten der GEW auf den Prüfstand zu stellen, angefangen bei den örtlichen Fachgruppen bis hin zu Referaten und Arbeitsgruppen.
Für die nächsten drei Jahre sehe ich die Hauptaufgabe, eine strukturell und organisatorisch gut aufgestellte GEW zu gestalten, die als kompetente Ansprechpartnerin im gesamten Bildungsbereich wahrgenommen wird und in der es Spaß macht, Mitglied zu sein. Dafür möchte ich gerne in einem schlagkräftigen Team arbeiten.

Welches Thema liegt dir an deinem Arbeitsplatz besonders am Herzen?

Das Thema „Gerechtigkeit“ liegt mir in allen Arbeitsbereichen sehr am Herzen. Tarifgerechtig-keit, Lohngerechtigkeit, Gendergerechtigkeit, um nur einige zu nennen. Dieser Schwerpunkt ist für viele unserer Mitglieder die zentrale Motivation zur Mitgliedschaft. Wenn es uns gelingt, Ungerechtigkeiten zu beseitigen, werden wir noch mehr Erfolg haben. Die GEW hat sich zu einer Tarifgewerkschaft entwickelt. Gerade bei den tarifbeschäftigten Lehrkräften kann uns die strukturelle Benachteiligung gegenüber den beamteten Kolleg*innen nicht ruhen lassen. Dafür ist es notwendig, das Bewusstsein der Kolleg*innen im Tarifbereich zu schärfen und sie für uns zu gewinnen. Im Bereich der Erwachsenenbildung und im Hochschulbereich sind befristete und damit unsichere Arbeitsverhältnisse immer noch an der Tagesordnung. Auch hier gilt es, gewerkschaftliche Beteiligung so attraktiv zu machen, dass unsere Kräfte gestärkt werden.

Wenn die GEW ein Tier wäre – welches wäre das?

Die GEW sehe ich als Elefant: groß, intelligent und sozial-solidarisch. Als Herdentiere helfen sie sich gegenseitig, die Großen unterstützen die Kleinen, sie stehen füreinander ein. Das ausgesprochen gute Gedächtnis, das man diesen Tieren nachsagt, gilt auch für die GEW: Man braucht das Wissen mehrerer Generationen, um langfristig Erfolge für die Kolleg*innen zu erreichen. Und den langen Rüssel steckt die GEW ja wohl in jedes Bildungsthema, um sowohl inhaltlich als auch strukturell für ihre Mitglieder da zu sein.

Wie sieht die GEW in fünf Jahren aus?

In fünf Jahren wird sich die GEW organisatorisch neu aufgestellt haben. Wir werden als Mitmachgewerkschaft unseren bis dahin mehr als 50.000 Mitgliedern die Notwendigkeit ein Stück nähergebracht haben, sich zu organisieren. Dort, wo die Mitglieder nicht zu uns kommen, gehen wir zu ihnen – mit unseren starken Personalräten, gut geschulten Ehrenamtlichen und professionell ausgestatteten Regionalzentren.

Für welches Amt kandidierst du beim Gewerkschaftstag?

Christian Peters: Ich kandidiere erneut als Kassierer der GEW NRW. Als gelernter Bankkaufmann und studierter Wirtschaftswissenschaftler habe ich die Grundlagen für diese Aufgabe von der Pike auf gelernt. Ich arbeite als kaufmännischer Lehrer am Eugen-Schmalenbach-Berufskolleg im Märkischen Kreis. Seit 2003 bin ich Mitglied der GEW, seit 2008 arbeite ich zudem als Kassierer in Nordrhein-Westfalen und ich bin Mitglied des Hauptvorstandes der GEW. 

Welches Thema liegt dir in deinem Arbeitsbereich besonders am Herzen?

Da gibt es viele Themen, die zu meinem Bereich dazugehören: Die Kassen- und Vermögensverwaltung der GEW NRW mit der Durchführung und Kontrolle des Zahlungsverkehrs, Planung der Liquidität und Geldanlage, Haushaltsplanung, Rechnungslegung und Aufstellung der Bilanzen. Verantwortung für die Mitgliederpflege, -bindung, -neugewinnung und somit die gesamte Mitgliederentwicklung. Insgesamt möchte ich dazu beitragen, dass die GEW weiterhin und langfristig einen Mitgliederzuwachs verzeichnen kann und es gelingt, dass die GEW ihren Organisationsgrad ausbaut. Eine hohe Kampfkraft und ein hoher Organisationsgrad bedingen sich gegenseitig und müssen deshalb gefördert werden.

Wenn die GEW NRW ein Tier wäre – welches wäre das?

Die Bildungsgewerkschaft wäre in meinen Augen ein Mammut. Nicht, weil es schon vor vielen Jahren ausgestorben ist, sondern weil es groß und populär ist und ein besonders dickes Fell hat. Auch wenn es in der Umgebung mal deutlich kühler wird, friert es nie und ist damit ein behaglicher Ort für GEW-Mitglieder.

Wie sieht die GEW NRW in fünf Jahren aus?

Wir haben endlich eine Mitgliederzahl von mehr als 50.000 erreicht und sind mit einem gut gefüllten Geldbeutel ausgestattet, der die Gewerkschaft kampfstark macht. Ebenso haben wir die vermeintliche Konkurrenz in NRW abgehängt. Die Arbeitsbedingungen der Kolleg*innen wurden dank des Einsatzes der GEW nachhaltig verbessert und haben die Professionen im Bildungsbereich wieder attraktiver gemacht.

Für welches Amt kandidierst du beim Gewerkschaftstag?

Ayla Çelik: Ich kandidiere für das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden der GEW NRW, weil ich mich für die Verbesserung der Lehr- und Lernbedingungen in allen unseren Bildungseinrichtungen von der Kita bis zur Hochschule einsetzen möchte. Gerechte Entlohnung und eine grundlegende Verbesserung der Arbeitsbedingungen sind die Voraussetzungen für beste Bildung und Integration. Letztere kann nur gelingen, wenn die im Bildungswesen Beschäftigten mitgestalten, mitentscheiden und somit selbstwirksam sein können. Dazu bedarf es Bedingungen, die ihnen echte Teilhabe ermöglichen und Raum für Qualitätssicherung und Entwicklung bieten. Das ist zurzeit nicht der Fall. Ich möchte dafür kämpfen, dass wir als GEW für beste Arbeitsbedingungen als Voraussetzung für beste Bildung stehen. Auch die Abschaffung der prekären Beschäftigungsverhältnisse gehört dazu. Des Weiteren möchte ich die Organisationsentwicklung der GEW NRW gemeinsam mit unseren Mitgliedern gestalten. Dabei muss die systematische Stärkung der gewerkschaftlichen Basis eine zentrale Rolle einnehmen.

Welches Thema liegt dir in deinem Arbeitsbereich besonders am Herzen?

Besonders am Herzen liegen mir die strukturellen Lehr- beziehungsweise Lernbedingungen sowohl für die Lehrkräfte und Erzieher*innen als auch für die Lernenden von der Kita bis zu den Studierenden. Dazu gehören personelle, räumliche und zeitliche Ressourcen: Wir müssen eine gerechte Entlohnung aller im Bildungswesen Beschäftigten, eine Senkung der quantitativen Arbeitsbeanspruchung, eine Verkürzung der Arbeitszeit sowie eine Bereitstellung von Zeiten für Kooperation und Beratung erreichen. Wir brauchen eine nachhaltige Finanzierung für Inklusion, Integration und Digitalisierung. Insbesondere für Digitalisierung fehlen Infrastruktur und Ausstattung mit Aus-, Fort- und Weiterbildung. Flächendeckend sind bauliche Maßnahmen zur Verbesserung der Ausstattung aller Bildungseinrichtungen notwendig.

Wenn die GEW NRW ein Tier wäre – welches wäre das?

Wenn die GEW NRW ein Tier wäre, wäre sie ein Rabe, weil diese Vögel Überblick über ihre Umgebung haben, Probleme erkennen und kluge Lösungen finden. In vielen Kulturen wird ihnen eine überragende Intelligenz zugeschrieben und sie sind auf der ganzen Welt beheimatet.

Wie sieht die GEW NRW in fünf Jahren aus?

Die GEW hat die Zahl ihrer Mitglieder verjüngt und gestärkt sowie ihre Handlungsfähigkeit und Durchschlagkraft erhöht durch gewerkschaftliche Erneuerung mit partizipativer Gestaltung der Basisarbeit. Zentrale Aspekte sind Organizing und direkte Beteiligung auch durch digitale Kommunikationsnetzwerke, Intranet und Arbeitsplattformen. Die GEW zeichnet sich durch solidarische Arbeitskämpfe und klare Forderungen an die Politik im gesellschaftlichen Diskurs aus.

Für welches Amt kandidierst du beim Gewerkschaftstag?

Helle Timmermann: Ich möchte gerne das Amt der stellvertretenden Vorsitzenden der GEW NRW ausüben. Bildungspolitik ist aus meiner Sicht entscheidend für eine gerechtere Welt. Ich empöre mich über prekäre Beschäftigungsverhältnisse, über die zunehmende Ökonomisierung der Bildung und ich will dazu beitragen, das zu ändern. Die GEW ist für mich mit ihrem klaren Bekenntnis zur „Einen Schule für alle“ der Ort, an dem ich mich nicht nur in meiner Freizeit für Bildungsgerechtigkeit einsetzen will. Ich denke, dass ich der GEW NRW gute Impulse geben kann und nützliche Kompetenzen und Erfahrungen mitbringe. Die Arbeit an bildungs- und tarifpolitischen Fragestellungen mit und für Kolleg*innen macht mir Freude.

Welches Thema liegt dir in deinem Arbeitsbereich besonders am Herzen?

Mein derzeitiger Arbeitsbereich ist die Erwachsenenbildung. Für die Zukunft liegt mir die Übertragung der Vorstellungen von einer inklusiven Schule auf die Erwachsenenbildung besonders am Herzen. Sie kann sich sowohl ideell als auch strukturell noch entwickeln. Für die GEW NRW ist mir ein ehrlicher Umgang mit vorhandenen Widersprüchen zwischen bildungspolitischen Zielen und legitimen Interessen betroffener Kolleg*innen sehr wichtig.

Wenn die GEW NRW ein Tier wäre – welches wäre das?

Das Zebranischagidimetze – kurz „Bummi“ –  zeichnet sich durch viele Eigenschaften aus, die auch die GEW ausmachen. Als etwa 1977 von meiner Mutter gestricktes Kuscheltier lebt es vom Selbstgemachten, genauso wie die GEW vom Ehrenamt. Der Name gibt die Vielfalt wieder wie auch die GEW von der Vielfalt der Arbeitsbereiche und der Beschäftigungsverhältnisse lebt. Wie Bummi ist sie mehr als ein Accessoire. Sie spendet Schutz und Trost und ist eine Freundin. Manchmal muss Bummi auch ein bisschen erneuert werden, darf dabei aber seinen Charakter nicht verlieren.

Wie sieht die GEW NRW in fünf Jahren aus?

Die GEW NRW hat als Ergebnis der hervorragenden Arbeit der haupt- und ehrenamtlichen Kolleg*innen und Dank einer guten Organisationsentwicklung überdurchschnittlich viele Mitglieder gewonnen. Die Kolleg*innen begreifen ihr Engagement als natürlichen Teil ihres bildungspolitischen Engagements und als selbstverständliche Interessenvertretung für faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen. Dabei schließen sich für junge Eltern berufliche Karriere, Familie und ehrenamtliches Engagement nicht aus.

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