fair childhood in Mali: Analphabetismus tut weh

fair childhood unterstützt Projekt in Mali

Mali: Die nationale Lehrkräftegewerkschaft für Bildung und Kultur (SNEC) beteiligt sich an der Einrichtung und Weiterentwicklung kinderarbeitsfreier Zonen in verschiedenen Regionen. Seit diesem Sommer fördert die GEW-Stiftung „fair childhood – Bildung statt Kinderarbeit“ dieses Projekt.

„Alles beginnt mit der Weiterbildung der Lehrkräfte in den Zielregionen“, erklärt Soumeïla H. Maiga, der Koordinator des Gewerkschaftsprojekts. „In den Schulen jedes Dorfes bilden wir die Schulleitung und eine Lehrkraft als Verbindungsperson für das Projekt aus. Mit Hilfe einer Handreichung der Bildungsinternationale lernen sie die Definition von Kinderarbeit kennen, Kommunikationstechniken für die Gespräche zur Sensibilisierung der Eltern und lernen, welche Aktivitäten nötig sind.“ 474 Lehrkräfte wurden im Laufe des SNEC-Projektes schon geschult.
Die Verbindungsperson gründet an ihrer Schule einen „Club gegen Kinderarbeit“ aus gleich vielen Mädchen und Jungen. Die Clubmitglieder führen Aktivitäten zu den Risiken von Kinderarbeit durch, finden in ihrer Nachbarschaft die Kinder, die nicht zur Schule gehen, und erforschen die Gründe dafür. Die Verbindungslehrkraft sucht dann das Gespräch mit den Kindern und / oder ihren Eltern.

Dorfchefs und Mütter sind wichtige Unterstützer*innen

In jeder Kommune der Projektregion ruft die SNEC Komitees aus den traditionellen und religiösen Dorfchefs sowie Mitgliedern der Frauen-, Arbeitgeber- und Zivilorganisationen ins Leben. Sie leisten ihren Beitrag zur Sensibilisierung gegen Kinderarbeit und für Schulbildung. Der traditionelle Chef des Dorfs beruft zum Beispiel eine Versammlung ein und erklärt, dass im Dorf von nun an Kinderarbeit nicht mehr akzeptiert werde. „Diese Entscheidung der lokalen, von der Bevölkerung sehr respektierten Autoritäten hilft uns sehr, jedes Familienmitglied zu überzeugen, all seine Kinder in die Schule zu schicken“, erklärt Verbindungslehrer Noumoutieba Diarra.
Auch die Mütterorganisation Association de Mères d’Élèves (AME) unterstützt die Aktionen zur Sensibilisierung. „Die Mütter haben in Mali eine Schlüsselrolle in der Erziehung, sie können ihre Ehemänner und ihre Kinder von der Bedeutung der Schulbildung überzeugen“, unterstreicht Soumeïla H. Maiga. Madié Bagayogo, AME-Mitglied in Ouroun, erzählt gern von konkreten Beispielen: „Lehrkräfte, die eine feste Arbeit mit garantiertem Einkommen haben, haben in ihrer Kindheit gut gelernt. Mädchen in der Haushaltsarbeit hingegen sind vielfältiger Ausbeutung ausgesetzt. Einige Mädchen aus unserem Dorf zum Beispiel kamen schwanger aus der Stadt zurück und wurden von der Dorfgemeinschaft nicht akzeptiert. Das bringt die Menschen zum Nachdenken und die Kinder kommen in die Schule zurück.“ Die AME hat in einigen Dörfern einen kleinen Unterstützungsfonds geschaffen. Jedes Mitglied zahlt pro Woche  umgerechnet 15 Cent ein. Das Geld wird von der Schule genutzt, um ein wenig Schulmaterial anzuschaffen und damit Kindern in Not eine kleine Hilfe zu bieten.

Erfolge für Schüler*innen, Lehrer*innen und die Bildungsgewerkschaft

Mohamed Keïta, Verbindungslehrer der Schule in Yéréfouméla, und die Schüler*innen des Clubs gegen Kinderarbeit haben dazu beigetragen, dass 2017 schon neun Jungen und 17 Mädchen ihres Dorfs wieder in die Schule zurückgekehrt sind. Die zwölfjährige Fatoumata erklärt: „Meine große Motivation, im Club mitzumachen ist, dass durch dieses Projekt die Zahl der Analphabeten in unserem Dorf zurückgehen wird. Wer lesen und schreiben kann, kann seine Angelegenheiten selber regeln und ist nicht auf die Hilfe anderer angewiesen. Analphabetismus tut weh!“
Seit 2015 haben 541 Kinder die Rückkehr auf die Schulbank geschafft. An den Projektschulen befindet sich die Abbruchrate im freien Fall und die schulischen Leistungen der Kinder verbessern sich. „Das ermutigt die Lehrkräfte sehr. Sie haben Unterstützungsunterricht entwickelt, insbesondere für Schüler*innen, die wir reintegrieren“, sagt ein Schulleiter.
Und auch die Bildungsgewerkschaft SNEC gewinne mit diesem Projekt, berichtet der Projektkoordinator: „Wir haben zahlreiche neue Mitglieder und an Sichtbarkeit und Ansehen in der malischen Gesellschaft gewonnen. Die Teilnahme am Projekt stärkt unsere Lobby für Qualität in der Bildung bei den Behörden. Wir haben erreicht, dass das Thema Kinderarbeit im offiziellen Unterrichtsprogramm der Regierung vorkommt. Dieses Projekt stärkt auch unser Plädoyer für die Integration der kommunalen Lehrkräfte in den öffentlichen Dienst. Bis heute konnten wir das bereits für 800 Lehrkräfte mit deutlich besseren Beschäftigungsbedingungen erreichen.“


Bruni Römer
Schriftleiterin der E & W der GEW Schleswig-Holstein

Fotos: fair childhood

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