(Aus-)Bildung ermöglichen!

Fair Childhood unterstützt Projekt in Burkina Faso

Sie gehören zu den Ärmsten in Burkina Faso, die Frauen im Steinbruch von Kadiogo am Rand der Hauptstadt Ouagadougou. Sie kommen hierher Tag für Tag, auch sonntags, frühmorgens mit ihren Babys und den Kindern, die sie nicht zur Schule schicken können, weil das Familieneinkommen vorne und hinten nicht ausreicht.

Nachdem sie an ihrem Platz oder Unterstand mit etwas Sonnenschutz das mitgebrachte Frühstück eingenommen haben, beginnt das harte Tagwerk. Einige Frauen und halbwüchsige Jugendliche lösen die Steinbrocken unten im Steinbruch und transportieren sie nach oben. Dort verkaufen sie die Brocken an die anderen Frauen an deren Arbeitsplätzen.

Ein bis zwei Euro Verdienst pro Tag

Mit schweren Hämmern behauen die Frauen die Brocken zu Pflastersteinen und zerkleinern die Reste. Daraus bilden sie mehrere Steinhaufen in unterschiedlichen Formaten und Kies mit Körnungen von grob bis ganz fein. Handwerker und Baustoffhändler kaufen sie ihnen ab. Mit der Arbeit eines ganzen Tages kann eine Frau mit Glück umgerechnet ein bis zwei Euro verdienen. Ihre Kinder helfen ihnen dabei so gut sie nur können. Das bedeutet aber auch, dass sie vom Babyalter an Tag für Tag dem Staub und der Hitze ausgesetzt sind, dass die meisten keine Schulbildung und erst recht keinen Schulabschluss und keine Berufsausbildung bekommen. Anschließend sind sie dazu verdammt, wie ihre Mütter ihr weiteres Leben in Armut zu fristen.

Kolleg*innen unterrichten unentgeltlich

Dabei ist es keineswegs so, dass die Menschen in Burkina Faso den Stellenwert von schulischer und beruflicher Bildung verkennen – ganz im Gegenteil: Gerade in den Städten sowie in den meisten Teilen des Landes ist der Wert der Bildung selbst bei der armen Bevölkerung hoch geschätzt. Doch es fehlt an den logistischen und finanziellen Möglichkeiten, die Kinder in die Schule zu schicken, denn Schulgeld und Ausrüstung müssen oft von den Eltern finanziert werden.
Die Gewerkschaften in Burkina Faso sind aktiv für Bildung sowie gegen Kinderhandel und Kinderarbeit: Die GEW-Partnergewerkschaft der Beschäftigten in Erziehung und Wissenschaft (F-SYNTER) und der Beschäftigten im Bereich Arbeit und Soziales (SYNTAS) unternehmen etwas gegen diese Zustände. So hat F-SYNTER schon vor Jahren gewerkschaftseigene Abendschulen begründet, die inzwischen überall im Land unter der Verwaltung des Gewerkschaftsbundes CGT-B stehen und in denen Kolleg*innen der F-SYNTER unentgeltlich unterrichten.

Neues Bildungsprojekt gestartet

Seit Sommer 2015 gibt es ein weiteres Projekt der Lehrer*innen und Sozialarbeiter*innen von F-SYNTER und SYNTAS, das unter anderem bei den Steinbruchkindern von Kadiogo ansetzt und für das sie um Unterstützung über die GEW-Stiftung Fair Childhood gebeten haben.
Durch das Projekt sollen in den kommenden drei Jahren zunächst etwa 115 Kinder und Jugendliche aus der Kinderarbeit herausgeholt und in Grund- und weiterführende Schulen beziehungsweise in eine berufliche Ausbildung – wie in der Schuhmacherei, Weberei, Schreinerei, Näherei oder in Autowerkstätten – gebracht werden. Die GEW möchte hierzu einen Beitrag leisten, auch wenn dieser nur ein erster bescheidener Anfang ist für ein Land wie Burkina Faso.

Bruni Römer
Mitglied der GEW-Arbeitsgruppe „Bildung statt Kinderarbeit“ der GEW-Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein

Foto: GEW Schleswig-Holstein

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